Die Definition des Zweiprozenters
Peter Su Markus
"Der Zweiprozenter ist weder als theoretische Begrifflichkeit noch in seinen praktischen Eigenschaften etwas das für Dritte allgemeingültig nachvollziehbar zu definieren ist!"
In der Summe aller sich stellenden Fragen, wird der Wunsch nach einer möglichst genauen, alle Aspekte umfassenden Definition von Außen an einen Inhalt herangetragen. Stelle einen kreativen Motorradumbau an den Straßenrand und es wird nicht lange dauern, bis sich jemand findet, dem sich der Inhalt der Kreativität nicht oder missverständlich offenbart und der sich aus diesem Grund eine weiterführende Erklärung wünscht.
Auf der anderen Seite spürt der Zweiprozenter im Zweifel an den von ihm vertretenen Inhalten getrieben und im Außen missverstanden, das Bedürfnis sich entsprechend zu erklären und damit den Wunsch zur Definition.
In beiden Fällen scheint es mir ratsam, vom spontanen Versuch einer Definition abstand zu nehmen, sich zunächst darauf zu konzentrieren bei sich selbst zu bleiben und sich mit der nach Innen gerichteten Frage zu beschäftigen, warum man das, was man im Inneren ist oder zu dem man sich hingezogen fühlt, überhaupt im Außen nachvollziehbar definieren sollte.
Der Zweiprozenter so wie ich ihn verstehe, ist im Rahmen seiner technischen Fähigkeiten bemüht, die Produkte seiner Vorstellungskraft greifbar werden zu lassen und zu einem Ganzen zusammenzufügen. Dabei folgt er im Idealfall seinem ureigenen Verständnis von Funktion und Optik und deren harmonischem Zusammenspiel in der Einheit des Ganzen.
Er folgt seinem Weg!
In diesem Entstehungsprozess spielt der zu erbringende Aufwand und die erzielte Fertigungsqualität zunächst eine untergeordnete Rolle. Wichtiger scheint mir, dass das Ergebnis tatsächlich den Fähigkeiten und Kreativität des einzelnen entspricht und mit der Entwicklung des einzelnen voranschreitet. Wem es gelingt diesem Weg konsequent zu folgen, der wird sich nicht nur in der Qualität seiner Fertigkeiten, sondern auch in seinem Denken verändern.
Betrachte ich die Arbeit eines Zweiprozenters und fühle mich von seiner Idee und deren Umsetzung angesprochen, nutze ich sie zur eigenen Inspiration. Betrachte ich die Arbeit eines Zweiprozenters und werde von ihr inspiriert, dann stellt sich mir fern jeder Wertung die Frage, warum und wie dieser zu seinem Weg und der von ihm gewählten Lösung einer sich stellenden Aufgabe gefunden hat.
Gelingt es mir diese Frage auf für mich schlüssige Art und Weise zu beantworten, erhalte ich über diese Antwort den Eindruck eines möglichen Weges. Mir wird die Möglichkeit geboten einen Lösungsansatz zu übernehmen und entsprechend meiner Fähigkeiten weiterzuentwickeln oder zu einem gänzlich anderen Lösungsansatz zu finden. So wird das betrachten der Arbeit eines Zweiprozenters mitunter zur stillen Meditation.
Im Gegensatz dazu ist die im Zusammenhang mit einem Aufbauprojekt oft zu hörende Feststellung dass "man" dieses oder jenes wohl hätte besser machen können, nichts weiter als ein hörbar gemachter inhaltsloser Gedankenpups. Bei einer solchen Feststellung handelt es sich in der Regel um eine destruktiv geprägte Festlegung, die ohne jeden qualitativen Gehalt wertet und dem Denken und Handeln eines Zweiprozenters bereits von seinem Wesen her widerspricht.
Eine solche Festlegung betrachte ich nicht als die Unterstreichung eigener Fähigkeiten, sondern eher als den hilflosen Ausdruck eigener Unzulänglichkeiten, die bereits durch die allgemein und unverbindlich gehaltene Wortwahl "man" statt eines klar bekennenden "ich" zum Ausdruck gebracht wird.
Tatsächlich dürfte es nur wenig geben das "man", also irgendjemand und nicht ausdrücklich "ich" auf die eine oder andere Weise besser machen könnte. Doch stellt in der Betrachtung einer Arbeit nicht die Frage nach irgendjemandem, sondern die Frage nach den eigenen Fähigkeiten und den damit einhergehenden Inhalten des eigenen Weges im Raum.
Da sich diese Fähigkeiten im Rahmen einer zu erbringenden Arbeitsleistung beständig weiterentwickeln, befindet sich das Projekt eines Zweiprozenters oftmals in einem beständigen Fluss und findet nur selten zu einem Abschluss.
Eine Lösung, zu der ich heute gefunden, ein Teil, das ich heute gefertigt habe, kann mich in der Entwicklung meiner Fähigkeiten, bereits morgen auf eine höhere Ebene bringen und dazu führen die von mir gefundene Lösung und das von mir gefertigte Teil, noch einmal komplett zu überdenken. Es ist dieses Bewusstsein, das den Zweiprozenter charakterisiert und gleichzeitig auszeichnet.