BMW R 45 Umbau zum Caferacer
Die BMW R 45 wurde 1979 für die zu dem Zeitpunkt aufgekommene 27-PS-Versicherungsklasse gebaut und avancierte mit 28.158 Maschinen schnell zum meistverkauften Motorrad in dieser Klasse. Für die schlichte Form ohne Verzierungen war Hans A. Muth verantwortlich. Die R 45 war nicht nur so gut ausgestattet wie ihre großen Schwestern, sie war mit 5580 DM auch recht teuer für ein Einsteigerfahrzeug. Das Bordwerkzeug war wie das gesamte Motorrad von guter Fertigungsqualität und man montierte sogar einen Verbandkasten unter die Sitzbank. Der Preis der R 45 lag unter dem der größeren Modelle. BMW verkaufte die R 65 für 7290 DM und subventionierte damit die R 45, um sie als Einsteigerfahrzeug konkurrenzfähig zu halten. Die BMW R 45 gab es in zwei Ausführungen: Eine leistungsschwächere N-Version mit 27 PS und eine stärkere S-Variante mit 35 PS, für die eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h angegeben wurde.

Gute 40 Jahre nach dem Erscheinen der BMW R 45 erfreut sich der alte Boxer überraschend wieder großer Beliebtheit. Robert Hegmanns (siehe auch Fahrerporträt) ließ die Geschichte wieder aufleben und fuhr die BMW R 45 als Einsteigermodell. Nach ein paar Jahren Erfahrung sattelte er auf eine BMW R 1150 R um und verlieh die kleine Maschine. Leider kam sie völlig demoliert auf einem Hänger zurück und so stand sie mit verzogenem Rahmen und verbeulten Blechen vor der Garage. Was tun? Entsorgen? Das ist nicht der Stil des angehenden Maschinenbauers. Also wurde kräftig investiert und mit viel Mühe, Fleiß und Geld ein schicker Caferacer gebaut.

Caferacer wird heute allgemein für Fahrzeuge mit geduckter Sitzhaltung und abfallendem Heck verwendet. Namensgebend war das Treffen der Rocker der 1960er Jahre in den Cafés der Vororte der Großstädte wie dem legendären Ace Cafe in London. Von hier aus machten die Rocker die Straßen der Umgebung unsicher, was für die damalige Jugend auch Rebellion gegen vorhandene Gesellschaftsnormen symbolisierte.

Was wäre ein Caferacer ohne ein kräftiges Herzstück? Robert stattete seinen Aufbau mit einem Siebenrock Power Kit 860cc aus. In Kombination mit gebrauchten 32 Dellorto Vergasern mit K&N Luftfiltersieben von einer Ducati 900 SS (Königswelle) die den gleichen Hubraum aufweist, bringt der alte Boxer über 50 PS und 70 Nm bereits bei 2500 U/min.. Die Kurbelgehäuseentlüftung wurde auch mit einem K&N Filter vereinfacht. Gut gedämpft wird der Abgasstrom in eine eigens für dieses Fahrzeug angefertigte 2-in-1 Auspuffanlage entlassen. Gebaut von der Auspuffschmiede in Viersen. Ein Ölkühler aus dem Zubehör unterstützt konstante Temperaturen.

Da der alte Rahmen verzogen war, wurde ein neuer Rahmen besorgt und gleich schick orange gepulvert. Die Kombination erforderte eine neue Gesamtabnahme des Fahrzeugs, welches dadurch von einer BMW R 45 zu einer HR 95 wurde, sichtbar an dem von Robert aus Aluminium mit GFK Unterschale (Glasfaserverstärkter Kunststoff) gefertigten Cockpitgehäuse. Im Cockpitgehäuse fanden der originale Drehzahlmesser und ein kleinerer Tacho von T&T platz. Dank des kleinen Tachos ergab sich ausreichend Raum für einen üppigen, versenkten Starterknopf und LED Blinkanzeigen. Das Zündschloss wurde linksseitig unterhalb des Tachos montiert und obenauf beschriftet. Eine leichte Übung für den gelernten Elektriker. Geschützt wird das Cockpit mit einem Windschild aus dem Zubehör.

Der breite Dragbar Lenker von Fehling macht den Caferacer handlich und bietet mehr als genügend Platz für den einen notwendigen Schalter für Licht, Blinker und Notaus. Zur erfolgreichen Verzögerung der neu gewonnenen Kräfte bekam das Vorderrad eine Brembo Doppelscheibenbremse.

Zum eigentlichen Caferacer Look tragen vor allem die Sitzbank und weit zurückverlegte Rastenanlage aus dem Zubehör bei. Auf die originale Sitzbankplatte kam ein von Robert gefertigtes GFK Chassis ganz in Form des Höckers der R NineT aus dem Hause BMW. Lackiert wurde von einem Betrieb aus Krefeld. Der elfenbeinfarbene Grundton erhielt schicke, orangene Zierstreifen, die den Caferacer Look unterstreichen. Ein kleines gekürztes Caferacer Schutzblech aus dem Zubehör hält die Nässe von Lichtmaschinendeckel und Ölkühler fern. In die Gabel kamen progressiv gewickelte Federn von Wirth damit dem Caferacer die Schlaglöcher der niederrheinischen Straßen nicht das Vergnügen rauben. Eine verbesserte Hinterradfederung ist noch geplant, ansonsten ist das Fahrzeug genau so geworden, wie der angehende Maschinenbauer es wollte. Die unzähligen Stunden und ca. 10.000 Euro sind gut investiert, meine ich zumindest.

Links in der Übersicht:
Fotografie und Text: Frank Bick fotostudio-orsoy.de
Fahrerporträt Robert Hegmanns
Auspuffschmiede in Viersen: http://auspuffschmiede.de
Siebenrock Experten für BMW: https://www.siebenrock.com/

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