Quo Vadis Custombike

Bei objektiver Sicht auf die Dinge, deckt der Zweig der Custombikes einen relativ kleinen Bereich der großen Welt motorisierter Zweiräder ab. Und doch lässt sich unter all den anderen Bereichen kaum etwas finden, bei dem so oft, so emotional, so anhaltend und so kontrovers über Coolness und einem mit dieser Coolness verbundenen Inhalt oder Ziel debattiert wird und bei all dem was dabei so besprochen wird, steht ein Gedanke in den Köpfen der Szeneanhänger an vorderster Stelle. Der alles Handeln prägende Gedanke an die äußere Wirkung eines, mit dem Custombike angestrebten Szeneauftritts.

Text: Gasolin Alley Garage 12.05.2016
Alles in allem eine durchaus gewagte Formulierung. Denn das dem tatsächlich so ist, wird die Summe der, sich zur Custombike Szene bekennenden Mitglieder kaum bestätigen und auch der Meinung, dass das, was in der Szene zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Cool bezeichnet wird, in den seltensten Fällen vom Geschmack des Einzelnen, sondern in zunehmenden Maße durch die Strömungen einer von außen gesteuerten Mode bestimmt wird, werden an dieser Stelle viele widersprechen. Doch bei eingehender Betrachtung eben dieser Modeeinflüsse, folgt der Grad der Coolness, obwohl es in der Vergangenheit durchaus Szene prägende Ausnahmen geben hat, inzwischen in erster Linie den Vorgaben eines übergeordneten Marktes, der sich längst die Summe aller ungerichteten Strömungen zu eigen gemacht hat und damit auch die, mit den heute strömungsgesteuerten Trends verbundene Mode bestimmt.

Eine Mode, die sich wie allgemein bekannt sein sollte, gerne wie ein Fähnchen im Wind dreht. Dies kann mitunter dazu führen, dass man, obwohl man sich mühte all den vom Markt vorgegebenen Regeln und Gesetzen zu entsprechen, am Ende mitunter extrem uncool dasteht. Innerhalb dieser Entwicklung wird der Drang des Einzelnen zur Individualität auf eine seltsam verklärte Art und Weise ad absurdum geführt und damit auf eine harte Probe gestellt.

Wenn es also zwischen den Mitgliedern der Custombike Szene und den, die Szene bestimmenden Inhalten, einen mir offensichtlich scheinenden Widerspruch gibt, in dem sich auf der einen Seite der Markt aufschwingt, die Inhalte der Szene vorzugeben und auf der anderen Seite diesen Vorgaben von den bekennenden Mitgliedern dieser Szene massiv widersprochen wird, lohnt sich der Blick auf die in der Szene beschworenen Begrifflichkeiten.

Fern jedes Gedankens an eine mögliche Individualisierung des eigenen Fahrzeugs, wurde das Motorrad bis in die 70ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein schlicht als das Auto des kleinen Mannes betrachtet und als solches von der Unterschicht der Bevölkerung wertgeschätzt, während es von einer nach oben strebenden Mittelschicht im Rahmen des eigenen Aufstiegs mit dem Gedanken eines konsumgesellschaftlichen Versagens gleichgestellt und damit in zunehmenden Maße nachvollziehbar mitleidig belächelt wurde.

Eine frühe, in Richtung einer sich gründenden Custombike Kultur weisenden Kraft entwickelte das Zweirad in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts vor allem in der Gruppe jugendlicher Männer, denen es einen kostengünstigen Einstieg in ein mobiles Leben ermöglichte und erste Anzeichen einer Geisteshaltung zeigte, die Jahrzehnte später von der Mode aufgenommen, als der Geist eines freien und vor allem ungebundene Lebens auf der Straße beschworen wird. Nachdem diese Entwicklung bereits Ende der 70ger Jahre kurz vor dem Stillstand stand und das Motorrad eine sich bis in die 90ger Jahre ziehende Durststrecke auf dem Absatzmarkt zu überwinden hatte, rückte es zur Jahrhundertwende in die Position eines Statusobjektes mit einem kaum zu leugnenden Potenzial zum Luxus.

Wie in vielen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Miteinanders werden inzwischen auch die Inhalte der Custombike Szene meiner Ansicht nach, von einem weltweit agierenden Markt gesteuert, dessen vorrangiges Ziel es zu sein scheint, jede sich entwickelnde Strömung umgehend massentauglich zu kultivieren und damit dem einzigen Interesse des Marktes folgend, in profitorientierte Bahnen zu lenken. Dabei stehen vor allem Fahrzeuge und Subkulturströmungen im Blickpunkt der Vermarktungsstrategien, die einen hohen Marktanteil versprechen und in der Folge einen größtmöglichen Profit abwerfen.

Die Möglichkeit einen gesellschaftlich bereits abgeschriebenen, eher mitleidig belächelten Gebrauchsgegenstand des kleinen Mannes zu einem Statusobjekt und einer damit verbunden allumfassenden Lebenskultur zu wandeln, wurde von den Marktstrategen der Marke Harley-Davidson auf so eindrucksvolle Weise genutzt, das sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu jeder andere Motorradhersteller zu mühen scheint auf genau diesen Zug aufzuspringen, um sich auf dem Markt beziehungsweise in der Szene der Custombikes einen entsprechend Gewinn bringenden Anteil zu sichern.

Im Rahmen dieser neuen Strategien entstand in der Welt des Motorrades die Sparte der Custom Bikes. Eine Motorrad Facette, in der sehr bewusst an den Urgedanken des Choppers und den Wirkungsbereich beziehungsweise Geist des sogenannten Hinterhof Schraubers anknüpft wird, um mit einer, an die Wünsche und Hoffnungen des Kunden der Gegenwart angepassten Philosophie versehen, den Kern der gegenwärtig propagierten Custombike Kultur zu bilden.

Dass sich dabei auch die Zielgruppe weiter entwickelt, gehört zu den Gesetzmäßigkeiten des Marktes, dessen Vertreter inzwischen kaum noch etwas dem Zufall überlassen. So wird die zum gegenwärtigen Zeitpunkt anvisierte Zielgruppe längst nicht mehr von den finanzschwachen jungen Wilden oder den dauerabgebrannten Alten der frühen Chopperkultur gebildet. Dem Ideal des Marktes entsprechend, stellt in der Gegenwart der dynamisch erfolgreiche und damit auch zahlungskräftige Mann zwischen 30 und 45 Jahren die Kernzielgruppen dar.

Eine Gruppe, deren Mitglieder innerhalb einer wirtschaftlich hoch entwickelten Gesellschaft den Luxus genießen ein Leben im Herzen Europas, den USA, Australiens oder Japans zu führen und bei klar strukturierter Lebensführung und gesichertem Einkommen die Möglichkeit geboten wird, die Dinge mit denen sie sich umgeben im Rahmen ihrer Lebensumstände bis zu einem gewissen Maße zu individualisieren.

Grenzen des Möglichen werden in diesem Zusammenhang lediglich von der Kaufkraft und dem Grad der kreativen Vorstellungskraft des Einzelnen gesteckt. Da in dieser Gesellschaft inzwischen nahezu jedes Mitglied der Zielgruppe über persönliche Mobilität verfügt, und aus diesem Grunde nicht weiter zur Gewinnoptimierung des Marktes beiträgt, nimmt der Bereich der Umgestaltung, der mit dieser Mobilität verbundenen Fahrzeuge inzwischen eine sehr bedeutende Position ein und nicht selten wird der gesellschaftliche Status des Einzelnen an der Wahl seines Fahrzeuges beziehungsweise dessen Ausstattung gemessen. Bei dem Stellenwert, den ein Fahrzeug als Statussymbol in unserer Gesellschaft inzwischen einnimmt, ist das Angebot an Umbau spezifischen Dienstleistungen entsprechend breit gefächert.

Das der Erwerb eines Fahrzeugs der Marke Harley-Davidson, die sich in nahezu allen Modellausführungen deutlich jenseits der 10.000 Euro Grenze bewegen, in einer, dieser Marke verbundenen Szene, inzwischen lediglich als die Anschaffung einer brauchbaren Basis zur Umsetzung eines individuellen Traums, eines Wunsches oder einer Phantasie bezeichnet wird, spricht mit Blick auf das Bestreben und dem Erfolg eines Markt gesteuerten Custom Gedankens eine mehr als deutliche Sprache.

Doch statt dem durchaus greifbaren Grundgedanken eines Custombikes ein klare Formengerüst zu bieten, ist man auf allen Entscheidungsebenen des Marktes darauf bedacht, die immer gleichen Fragen in den Raum zu stellen und dabei gleichzeitig die Antworten zu schulden.

  • Wie hat ein cooles Custombike auszusehen?
  • Was wird benötigt, um mit einem Serienmotorrad den Wandel zum coolen Custombike zu vollziehen?
  • Was sollte ein cooles Custombike maximal kosten?
  • Was wird ein cooles Custombike mindestens kosten?
  • Womit ist ein cooles Custombike auf keinen Fall in Verbindung zu bringen?
Bei der naiven Schlichtheit des gängigen Fragenkatalogs, drängt sich aus einem kritischen Blickwinkel der Verdacht auf, dass es im Rahmen dieser Fragestellung vor allem darum geht das Köcheln einer ewig gleichen Suppe in Gang zu halten. Denn auch wenn es vielen bekennenden Mitgliedern der Szene nicht gefallen wird, scheint es sich bei all diesen Fragen, um Fragen zu handeln, die aus dem Außen gestellt werden und damit das innere Wesen eines individualisierten Motorrads kaum berühren oder gar im Sinne einer abschließenden Antwort erreichen.

Wird auf einem Kommerz orientierten Markt für ein Custombike ohne mit der Wimper zu zucken eine Summe zwischen 25 000 und 50 000 Euro gefordert, dann versteht es sich mit einem kritischen Blick auf den tatsächlichen Wert von selbst, dass ein solches Fahrzeug abseits der Hochglanzpaläste etablierter Custombike Hersteller in kleinen Hinterhofwerkstätten, mit Hilfe von Freunden oder auch in Eigenregie zu einen Bruchteil dieser Summe auf die Räder gestellt werden könnte.

Über eine Absage gegenüber eines Mode gesteuerten Konsums hinaus, soll die Aufforderung einen Preis, eine Leistung und von mir aus auch den damit tatsächlich zu erzielenden Coolness Faktor kritisch zu betrachten, dazu anregen, grundsätzlich jede persönliche Neigung zur Individualität mit Blick auf die damit verbundenen Verbindlichkeiten zu betrachten, und all die Pläne und Ideen, die bereits auf Grund des möglichen Kostenfaktors in ihrer Umsetzung unrealistisch scheinen, auf durchaus gebotene Alternativen hin zu untersuchen.

Dabei liegt es an dieser Stelle fern, diese Anschauung mit der heute so oft propagierten „Geiz ist Geil!“ Mentalität gleichzusetzen. Der Versuch etwas ansprechendes, etwas tatsächlich individualisiertes und damit etwas tatsächlich personifiziertes zu einem Bruchteil seines gegenwärtigen Marktpreises zu realisieren, kann natürlich etwas mit Geiz zu tun haben, in seinem tieferen Verständnis entspricht dieses Bestreben jedoch eher der ursprünglichen Chopper Philosophie und seinem in der Gegenwart beschworenen Geist, über die einzigartige Personifizierung des eigenen Fahrzeugs seiner eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen und darüber einen gewissen Grad an Freiheit zu erlangen.

Ein individualisiertes Motorrad wird sich unabhängig der Inhalte mit denen die Marktstrategen ihren Kundenkreis versorgen, immer und ausschließlich aus sich selbst heraus definieren. Es ist was es ist und wird darüber hinaus nie etwas anderes sein, als das was es durch die Summe seiner Teile geworden ist.

Es entspricht einzig und ausschließlich den eingesetzten materiellen Mitteln, dem Grad des handwerklichen Geschicks und der gestalterischen Vorstellungskraft seines Erbauers und auch wenn über die, der Szene nahestehenden Medien gerne eine gemeinsame, alles verbindende Ebene beschworen wird, ist hier über das Prinzip der Einzigartigkeit ein individualisiertes Motorrad entstanden, das mit Blick auf seine Individualisierung, mit keinem anderen Motorrad vergleichbar sein wird.

Wer diesen Vergleich aller Inhalte eines Individualisierungsgedankens zum Trotz zieht, hat meiner Meinung nach das Wesen eines individualisierten Motorrades nicht verstanden oder ist aus welchem Grund auch immer einer Illusion verhaftet, die sich, obwohl sie dem oberflächlich geprägten Massengedanken eines szenespezifischen Mainstreams entspricht, dem tiefgründigen Wesen einer wegweisenden Subkultur bereits im Grundsatz entzieht.

In dem Augenblick, in dem ein individualisiertes Motorrad und die mit diesem Motorrad verbundene Szene über den kreativen Anteil des Individualisierungsgedanken hinaus, zu einem kalkulierbaren und damit zu einem Gewinn optimierten Bestandteil einer Industrie erhoben und von der Werbemaschinerie dieser Industrie okkupiert wird, verliert die unabhängige Leichtigkeit dieses Gedankens an Kraft und letztendlich auch an Wert.

Obwohl es sicherlich falsch wäre, alle Motorradstile und deren Facettenreichtum über einen Kamm zu scheren, wird die bloße Ware Motorrad in vielen Bereichen auch von den Herstellern selbst inzwischen lediglich als die Basis einer dem Kauf folgenden Individualisierung durch den Käufer betrachtet. Während der lukrative Bereich des Zubehörhandels unter den Herstellern lange Zeit mehr oder weniger bewusst keine Beachtung fand und in vielen Fällen sogar einer von den Hersteller propagierten Marke und Design Philosophie widersprach, stellt dieser Geschäftszweig zum gegenwärtigen Zeitpunkt, neben der Bereitstellung der Basis, mit deutlich zunehmender Tendenz einen der Haupteinamezweige nahezu aller führenden Hersteller dar.

Die heute beschworene, nach Individualität schreiende Formensprache eines Custombikes, ist jedoch auch wenn sie möglicherweise tatsächlich dem Geist der Zeit entspricht, kaum mit dem ursprünglichen Gedanken der Hinterhof-Schrauber in Einklang zu bringen. Denn auch wenn die auf dem Markt angebotenen Bolt On Teile eine passgenaue, spricht leicht zu erwerbende Individualität eines personifizierten Bikes versprechen, stellen sie doch in der Summe schlicht eine vom jeweiligen Hersteller des Basisfahrzeugs produzierte Massenware dar und auch wenn die Zahl der, für die zur Zeit angesagten Modelle bereitgestellten Teile bereits in die Hunderte geht, bleibt jedes einzelne dieser Teile ein Teil, das in großer Stückzahl gefertigt wird und damit fern jedes handgefertigten Einzelstücks ausschließlich den Markt der Masse bedienen soll.    

Will man also ernsthaft dem Wesen eines Custombikes nachfühlen, sollte man innerhalb der im Augenblick stattfindenden Entwicklung bereits zu Beginn der Betrachtung eine deutliche Grenze zwischen einem individualisierten und einem personifizierten Motorrad ziehen und sich deren grundverschiedene Merkmale bei zukünftigen Um- und Aufbauplänen immer wieder ins Bewusstsein rufen. Ein Unterschied, der sich am Beispiel eines alltäglich vorgenommenen Heckumbaus verdeutlichen lässt.

Je nach Marke und Fahrzeug lässt sich auf dem Markt eine Vielzahl an Angeboten finden, das Heck eines Motorrades individualisieren zu lassen. Bei der Summe der Angebote, die inzwischen sogar mit Kunden freundlicher fester Preisvorgabe arbeiten, wird der Umbau auf der Basis vorgefertigter Teile realisiert, die am Ende der Arbeiten durchaus einen gewissen Individualisierungsgrad des Motorrades bieten.

Mit der Personifizierung des Motorrades hat ein solcher Umbau jedoch kaum etwas zu tun, da hier weder mögliche Gestaltungsideen, noch gegebene Proportionen des Besitzers des Motorrades innerhalb der festen Preisvorgabe eine Berücksichtigung finden werden. Ein einfaches Beispiel, das sich auf alle weiteren Baugruppen und mögliche Veränderungen eines Serienmotorrades zu einem Custombike übertragen lässt.

Der an Zeit, Geld und Material zu leistende Aufwand ist an dieser Stelle in einem direkten Zusammenhang zur Beliebtheit des entsprechenden Fahrzeugs auf dem Markt zu betrachten. Mit einem, zur Zeit viel gefahrenen und/oder angesagtem Motorradmodell wird dem Kunden eine angestrebte Individualisierung deutlich leichter fallen, dafür nimmt mit der Wahl eines wenig gefahrenen Modells im Falle eines Um- oder Aufbaus der Grad der Personifizierung deutlich zu. Denn wenn es für ein Modell nichts von der Stange gibt, dann kann dem Mangel an Möglichkeiten folgend, an einem solchen Modell auch nichts von der Stange verbaut werden. Allerdings wird sich dieser Vorteil für den Fall dass man seine Ideen nicht in der eigenen Garage umsetzen kann oder will, auch deutlich auf den, für diese Arbeit anstehenden Kostenfaktor auswirken.

Womit wir beim Kostenrahmen und der immer wieder gestellten und seltsamerweise selten klar beantworteten Frage, was denn nun genau ein Custombike kostet oder überhaupt Kosten darf angelangt wären. Dabei lässt sich diese Frage durchaus einfach beantworten. Ein Custombike kostet exakt die Summe, die man bereit ist, in ein individualisiertes oder personalisiertes Motorrad zu investieren. In Falle einer reinen Auftragsarbeit, kann sich diese Summe je nach Wahl der Basis leicht in einem Rahmen von 15.000 bis 25.000 Euro bewegen. Für ein sogenanntes Big Bike der Marke Harley-Davidson können die Kosten den genannten Rahmen leicht sprengen und mitunter in einem, wenn auch eher seltenen sechsstelligen Bereich liegen, auf der Basis gängiger Fernostmodelle wird man im Gegensatz dazu seinen Traum vom Custombike sicherlich sehr viel günstiger auf die Räder stellen können.

Hat man sich im Rahmen seiner Überlegungen weder auf eine bestimmte Marke festgelegt und ist darüber hinaus in der Lage eine Vielzahl der anfallenden Arbeiten in Eigenregie zu erledigen, dann besteht durchaus die Möglichkeit sich ein personalisiertes Custombike für etwa 5000 Euro aufzubauen. Will man in Sachen Qualität einen gewissen, wenn auch relativ zu nennenden Standard erzielen, dann dürfte es unterhalb der 5000 Euro Marke schwierig werden.

Was jedoch nicht bedeuten soll, dass es unmöglich ist. Kreativität, Ideenreichtum und handwerkliches Geschick stellen in der Personifizierung eines Custombike Projektes Aspekte dar, die sich kaum in Zahlen benennen und sich der Kreativität der Ausführung entsprechend auch für kein Geld der Welt kaufen lassen.

Mit Blick auf die aktuellen Angebote der führenden Motorradhersteller und das im Zusammenhang mit Neufahrzeugen angebotene Customizing, bleibt zu sagen, das sich ein mit elektronischen Steuerungen überladenes Fahrzeug, nur schwer als Basis für ein in der eigenen Garage vorgenommenes Umbauprojekt eignen wird. Wer bereits nach dem Abklemmen der Batterie, einen Computer benötigt, um sein Motorrad wieder ans Laufen zu bekommen, wird es mit extremen Eingriffen in die Technik solcher Fahrzeuge schwer haben. Doch genau dies, dürfte im Interesse eines von der Mode gesteuerten Custombike Gedanken liegen. Die Gedanken des Schraubens sind im Rahmen dieses Interesse zwar grenzenlos und dem Kunden werden in der Tat zahlreiche Möglichkeiten geboten, die eine oder andere kosmetische Veränderung an seinem Motorrad mit eigenen Händen vorzunehmen. Die Umbauten, die tatsächlich ins Geld gehen, werden sich in der Regel jedoch nur mit Unterstützung der Fachwerkstatt umsetzen lassen.

Der ernsthafte Gedanke eines Aufbaus in Sinne des ursprünglichen Gedankens wahrer Hinterhofschrauberei, lässt sich meiner Einschätzung nach am sinnvollsten unter Verwendung einer, zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch günstig zu erstehenden Motorradbasis der 70ger/80ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts umsetzen. Ich denke, dass mir die Macher der aktuellen Mode an dieser Stelle energisch wiedersprechen werden und lasse mich im Falle eines Denkfehlers von meiner Seite gerne eines Besseren belehren.

Doch bis es so weit ist, vertrete ich die Meinung, das sich das kreative Gestaltungspotential eines Garagenschraubers fern jeder Computer gestützten Elektronik, Fahrwerkskontrollen und Einspritzanlagen am produktivsten unter Einsatz einer alten und damit zum Teil auch längst überholten Technik in eine ausfüllende Zukunft hinein entwickeln lässt. Denn auch wenn diese Technik von den Machern der gegenwärtigen Mode einer vergangen geglaubten Epoche des Motorradbaus zugeschrieben wird, stellt sie doch für die Summe angehender Garagenschrauber eine nachvollziehbare Technik dar und wenn man den Urgedanken des Umbauens einer zeitgemäßen Maschine bemüht, dann ging es dabei selten um etwas anderes. Ein ausgereift scheinendes Motorrad seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend anzupassen. Es in eine leichtere, stabilere, schnellere oder auch einfach nur personalisierte Form zu bringen und dabei gleichzeitig zu verstehen, wie und warum genau etwas so funktioniert, wie es eben funktioniert.

Wer also mit dem Gedanken spielt, sich unter Einsatz seines Hirnschmalzes und seiner Hände Arbeit ein eigens auf die eigene Person zugeschnittenes Custombike aufzubauen, sollte sich den Kernsatz anspruchsvoller Swingerclubs auf die Fahne schreiben, um darüber der bunten Welt der Custombikes und der in dieser Welt übermächtig scheinenden Trendvorgaben der Szene, der Mode und den Medien weitaus entspannter und gelassener gegenübertreten zu können.

„Alles kann, nichts muss!“