Egal was der amtierende Präsident der USA über die Dauer seiner Amtszeit leistet oder eben auch nicht leistet, wofür er als Persönlichkeit steht oder eben auch nicht steht, hat er doch bereits durch den bloßen Vorgang seiner Wahl die Welt verändert und das obwohl oder gerade weil ihn viele für einen zutiefst gestörten Menschen halten. Ob sich diese Veränderungen und Ereignisse zum Guten oder zum Bösen wenden, das wird sich zeigen. Klar ist jedoch bereits jetzt, dass wir uns in der alten Welt nicht mehr in allen Belangen auf die rückendeckende Unterstützung des vermeintlich starken Verbündeten aus der neuen Welt verlassen können.
Betrachte ich das Bild, das die Medien vom gegenwärtigen Zustand der USA zeichnen, dann wurde diese scheinbar von einem Augenblick auf den nächsten in einen für uns unberechenbaren Zustand versetzt. Nicht, das sie uns nicht auch in der Vergangenheit immer mal wieder in Zweifel versetzt hätte, doch nach einigen Jahrzehnten des gemeinsamen Handelns, haben wir uns die Illusion zur Realität gewandelt und fest daran geglaubt, das die westliche Welt über eine gemeinsame Interessenslage untrennbar miteinander verbunden ist. Und nun das!
Dabei sind die USA in vielen Bereichen ein weites Land geblieben und auch wenn sie im Augenblick von menschlicher Engstirnigkeit begrenzt scheint, so ist auch diese Begrenztheit endlich und auch wenn die Völkergemeinschaft den Ausgang der Wahl als einen deutlichen Griff ins Klo versteht, bietet sie auf lange Sicht gesehen möglicherweise auch so etwas wie eine innere Reinigung. Weder das Land, noch seine Menschen haben für mich an Faszination verloren und so nehme ich die Möglichkeit wahr, mich für die Dauer eines Augenblicks frei aller Zwänge durch die Zeit und den Raum zu bewegen.
Doch vor dem sehen, kommt das gehen. Und genau an dieser Stelle haben sich die Behörden nach dem 11. Sep. einiges einfallen lassen, um es sich selbst und allen Reisenden die es betrifft das Leben möglichst schwer zu machen. Ich stehe in einer langen Reihe Einreisewilliger und warte darauf an einen der Schalter gerufen zu werden, die die Grenze markieren. Obwohl alle Schalter gleich sind, werden sie doch von unterschiedlichen Typen von Grenzbeamten bevölkert und wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann bekommt hier jeder genau das, was er verdient.
Da gibt es den Vatertypen, den Kumpel, den Smarten und den etwas zerstreut, fahrigen Typen. Den Asiaten, den eindeutig Schwarzen und den unbestimmt Weißen. Die Position der Frau, wird hier und heute von einer Mexikanerin besetzt und über ihrem Schalter hängt die dunkle Wolke des tiefen Misstrauens gegenüber jedweden Einreisebegehrens. Klar, dass ich mir den smarten Typen, mit Oberlippen- und schmalen Kinnbärtchen gewünscht hätte. Zur Not hätte es auch der Kumpel Type getan. Doch wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich bereits, dass mein Hintern der Mexikanerin gehört. Warum auch nicht! Ich denke, dass ich in der Einfachheit meines Denkens schwierig bin und ihr scheinen schwierige Typen zu liegen. Als sie mich energisch an ihren Schalter winkt, mache ich mich auf eine für beide Seiten interessante Erfahrung gefasst.
Nach einem kurzen gegenseitigen Hallo werde ich aufgefordert, die Finger der rechten Hand auf den Scanner zu legen. Zuerst die vier Finger der rechten Hand, dann den Daumen. Danach die vier Finger der linken Hand und dann den Daumen. Brille runter und in die Kamera geschaut. Weil ich wohl gelächelt habe, muss die Brille noch mal runter und dann noch einmal mit einem, der Situation angemessenen Ernst in die Kamera geblickt.
Was will ich in den USA? Wie lange will ich bleiben? Urlaub, nichts als Urlaub. Ist ja wohl klar, denn alles andere wäre im Verständnis meines Gegenübers das sichere Rückflugticket! Angesichts der Zeitspanne meines angeblichen Urlaubs durchzieht eine sichtbare Straffung ihren, an sich schon gespannten Körper. 2 1/2 Monate? Was ich so lange in den USA will, will sie wissen? Was ich beruflich mache und ob ich in den USA arbeiten will? Warum ich es mir überhaupt leisten kann, so lange nicht zu arbeiten und ob ich wirklich sicher bin, hier nicht arbeiten zu wollen? Außerdem soll ich noch mal die Finger der rechten Hand auf den Scanner legen. Nur die Finger, nicht den Daumen.
Da ich auf die meisten ihrer Fragen keine für sie auf die Schnelle nachvollziehbaren Antworten geben kann, entschließe ich mich in die Rolle des naiven Dummen zu begeben. Ich beginne damit ihr mein sprachliches und auch inhaltliches Unvermögen zu signalisieren und bitte sie in der Folge darum, noch einmal so gut wie jede ihrer Fragen zu wiederholen. Als Antwort erhält sie dann Bruchstückhaftes um sich daraus ihren eigenen Reim bilden zu können. Nicht die beste Lösung, aber was soll man machen, wenn einem im Augenblick nichts Besseres einfällt. Sie beginnt unzufrieden mit dem Kopf zu wackeln. Klarheit der Gedanken sieht für mich eindeutig anders aus.
Während ich mich mit der Frage beschäftige, ob sie unsere Begegnung als etwas Besonderes in Erinnerung behalten wird oder ich nur als einer von vielen in der Schublade der Schwachköpfe lande, die Einlass ins gelobte Land begehren, fordert sie mich auf erneut die Finger der rechten Hand auf den Scanner zu legen. Ich hebe aufmunternd den Daumen? Nein, kein Daumen! Außerdem will sie nun meine Einreiseerlaubnis sehen und beginnt etwas in den Computer zu tippen.
Dass es sie zu überraschen scheint, dass mit meiner Einreiseerlaubnis wieder erwarten alles in Ordnung ist, nehme ich mal unkommentiert zur Kenntnis. Man will ja auf der Grenzlinie stehend niemanden verärgern. Wieviel Bargeld ich bei mir habe und ob meine Kreditkarte über die nötige Deckung verfügt? Wofür, das soll ihr Geheimnis bleiben. Ob ich bei Facebook angemeldet sei? Das muss man sich mal vorstellen, dass es einer Grenzbeamtin zu irgendeinem Zeitpunkt mal wichtig scheinen könnte, ob ein Reisender bei Facebook angemeldet ist oder nicht.
Dann die Brille runter und noch mal in die Kamera schauen und selbstverständlich auch noch mal die Finger der rechten Hand auf den Scanner. Mich beschleicht der Verdacht, dass sie bei der Sache mit den Fingern so etwas wie einen Fetisch am Laufen hat und sich das Bildmaterial als Wichsvorlage mit nach Hause nimmt. Bin mir dann aber nicht sicher, ob man die weibliche Form der Selbstbefriedigung auch als Wichsen bezeichnet.
So vergeht die Zeit der Borderline quasi wie im Flug, ohne dass wir uns dabei in irgendeiner Form näher gekommen wären. Mit einer kurzen energischen Handbewegung und dem Wunsch einer guten Zeit in den USA wischt sie mich von ihrem Schalter und möglicherweise auch aus ihrer Erinnerung. Als Grenzbeamtin mit mexikanischer Wurzel hat man schließlich noch anderes zu tun. Mir soll´s recht sein und obwohl ich das Gefühl habe, dass hier die Change eines innigen Beziehungsaufbaus nicht genutzt wurde, winke ich ihr bei angewinkelten Daumen zum Abschied mit den Fingern der rechten Hand.
Impressionen 1. – 3. August
Die folgenden Bilder sind in den ersten drei Tagen entstanden. Der Plan jeden Tag etwas zu veröffentlichen, wird wohl an meiner Unfähigkeit im Umgang mit der Technik scheitern. Eines der Bilder macht deutlich, dass mir in einigen Situationen nur das Beten bleibt. Nachdem ich über Stunden vergeblich versucht habe meine Tablet mit dem Notebook und der Kamera zu verbinden, habe ich es zu Gunsten meiner Nerven aufgegeben.
Es folgt also immer mal wieder was, sobald es klappt.
Der Pool des Motels war im Augenblick der Übernächtigung eine Sensation. Die Tatsache, dass er dauerhaft geschlossen ist, ist wohl dem Übergewicht des Publikums geschuldet und wenn ich ehrlich bin, ist er so eigentlich nicht mehr zu verbessern.
Kann ein Bild einen Alptraum besser beschreiben?
Nach der ersten Alptraumnacht ging es dann direkt mal in die Straßen von San Francisco. Allerdings habe ich dabei eher die Nebenpfade erkundet. Kurzer Besuch bei der Hot Rod Legende Roy Brizio.
Und dann in die Hügel von Süd San Francisco.
Am 2. August, ging es dann auf eine kurze Geburtstagsrunde zur Schrauberbude von Vern Tardel nach Santa Rosa. Und von dort weiter durch die Redwoods an die Küste und über die Bodega Bay wieder zurück nach Oakland. Rund 300 Meilen voller alter Erinnerungen und neuen Eindrücken.
Bodega Bay, nichts bleibt wiie es mal war.
Erinnerung an schöne Zeiten!
Die Schrauberbude eines jungen Mannes, der sich dem Erhalt italienischer Motorräder verschrieben hat, verleiht meiner Geburtstagsrunde einen schönen Abschluss.