Das 2x23 Zoll Projekt /1

der Gasolin Alley
der Garage für angewandte Stressbewältigungstechniken, Tiefenentspannung und Metallmeditationen
In Zusammenarbeit mit
Frank Bick
und
freundlicher Unterstützung von:
Enrico De Sena - www.boss-performance-motorcycles.de
Dimitrios Georgoulas - www.spirit-leather.de
Hagen Jödecke - www.madeiradrive.de

Die Aufgabenstellung:
Aufbau eines kompletten Motorrades über 500 Kubik inklusive zweier 23 Zoll Räder für maximal 3500,- Euro

Die Idee:
Nachdem der Trend zu immer extremeren Breitreifenumbauten im Heck in der Custom Bike Szene ab 2012 zunehmend an Triebkraft verlor und innerhalb der angesagten Schrauberschaft inzwischen schmale Vorderräder mit sich ebenfalls ins Extreme entwickelnden Durchmessern zur Messlatte kreativen Schaffens erkoren wurden, streben nun also die Vorderräder unaufhaltsam dem Himmel zu.

Da sich Peter als kreativer Kopf der Gasolin Alley mit einer Körpergröße von knapp 2 Metern von der deutlichen Richtungsänderung in der angesagten Radmode positiv angesprochen fühlte, informierte er sich zunächst nur so zum Spaß über die Preise, die in einschlägigen Edelschmieden für ein solches Rad angesetzt und offensichtlich auch gezahlt wurden.

Die ersten 23 Zoll Vorderräder, mit denen die Welle der XXL Räder an Fahrt aufnahm, bewegten sich in einem Kostenrahmen von 2500,- bis 3500,- Euro. Da sich Peter der Gruppe der ungebrochenen Euro-Umrechner zuordnet und sich dementsprechend immer noch schmal scheinende Eurobeträge im Gegengewicht der guten alten Mark vorstellt, bedeutete dies, das der Preis für ein solches Rad bei stolzen 5000,- bis 7000,- Mark gelegen hätte.

Eine Summe also, die ihn trotz eines kurzen Auflachens durchaus zu beeindrucken wusste und dazu führte, das sich der ambitionierte Garagenschrauber nach Wiedererlangung seiner Fassung zu der Aussage verstieg, für eine Summe von maximal 3500,- Euro ein komplettes Motorrad inklusive eines 23 Zoll Vorderrades auf die Räder stellen zu können und Frank Bick von den Motorradphilosophen ihn mit einem schlichten "Über 500 Kubik? Will ich sehen!" an den Haken einer verbindlich zu erbringenden Leistung nahm.

Nun bewegt sich Peter lange genug in der motorisierten Zweiradszene um sich daran zu erinnern, das man bei Honda in der Hoffnung sich mit einem Plus an Vorderrad im Gelände einen deutlichen Vorsprung gegenüber der XT Konkurrenz im eigenen Land sichern zu können, im fernen Japan bereits in den 80gern eine XL 500 auf ein damals noch eher mitleidig belächeltes 23 Zoll Vorderrad gestellt wurde.

Bei der entsprechenden Recherche im Internet wurde er nicht nur umgehend fündig, sondern konnte zu seiner Überraschung feststellen, dass über eine allgemein bekannte Internetauktionsplattform diese Räder nach gut drei Jahrzehnten der Diensterfüllung in einem mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand bereits für Summen von 40,- bis 100,- Euro zum Kauf geboten werden. Im nächsten Gedankenschritt dürfte es seiner Meinung nach also kein Problem darstellen, die Felge eines dieser Räder das über die Standartzahl von 36 Speichen verfügte, direkt zu verbauen oder gegebenenfalls auf eine Nabe einer anderen Marke umzuspeichen.

Gesagt, getan! In der Folge konnte er sich auf besagter Auktionsplattform ein solches Rad für unglaubliche 45,- Euro sichern und damit das ehrgeizige Vorhaben, das gesamte Projekt für den gängigen Preis eines heute gefertigten 23 Zoll Rades umzusetzen ins Rollen bringen. Und weil in der Teileecke der Garage auch noch eine gut erhaltene 21 Zoll Vorderradfelge unbekannter Herkunft auf eine Verwendung wartete, stand damit die Abmessung des Hinterrades zunächst ebenfalls fest.

Die Wahl der Basis:
Mit einem deutlichen Hang zum alten Eisen, gingen die Überlegungen bezüglich der weiteren Basis des Projektes zunächst in Richtung einer Eisenkopf Sportster oder einer alten Triumph. Da sich Preise, die in diesen beiden, zur Zeit extrem angesagten Modellreihen für eine halbwegs brauchbare Basis gefordert werden, inzwischen fern jedes realistischen Finanzniveaus der Garage bewegen, schied die amerikanische Basis ebenso wie der Paralleltwin von der Insel bereits im Vorfeld der Überlegungen aus. Außerdem stand Peter mit Blick auf die bereits vorhandenen Ölflecken auf dem Boden der Gasolin Alley, der Sinn nach einem Schrauber freundlichen, sprich wartungsarmen und ausnahmsweise dichten Motorkonzepts zur Umsetzung seines Vorhabens. Damit stellte sich die Frage, warum nicht zu einer, in der Basisanschaffung nicht nur wesentlich günstigeren, sondern auch um ein vielfaches zuverlässigeren japanischen Kopie des englischen Kultmotors aus den 80ger greifen und diese in neuem Glanz wiederauferstehen zu lassen?

Da er bereits häufiger die Lust verspürte, etwas auf der Basis einer SR, einer XT oder einer XS auf die Strasse zu bringen, entschied er sich also dazu sich in Bezug auf weitere Teile in Richtung des beliebten XS Paralleltwins aus dem Land der aufgehenden Sonne zu konzentrieren.

Eine Entscheidung, die er mit Blick auf den Markt des Gebrauchteilehandels, der brauchbare XS Teile nicht nur in Hülle und Fülle, sondern noch dazu zu relativ günstigen Preisen bereitstellte nicht bereuen würde.

In Bezug auf die Basisbeschaffung galt es nun lediglich in Ruhe die späten Frühlingsmonate abzuwarten, um in dieser für den Teilemarkt eher lauen Zeit zu noch günstigeren Konditionen einkaufen zu können. Im Zuge dieser Taktik wechselte zum Beispiel ein XS Rahmen mit Brief und in einem kaum verbastelten Originalzustand, der in den Herbst- und Wintermonaten kaum unter 400,- Euro zu erstehen gewesen wäre, im April 2013 für Schlappe 101,- Euro den Besitzer.

Der Motor, den Peter sich im sonnigen Juni 2013 inklusive angeflanschter Vergasereinheit für schlanke 461,- Euro sichern konnte, trieb nicht nur dem Verkäufer bei der Übergabe die Tränen in die Augen. In den Herbst- und Wintermonaten hätte ein Motor in diesem Zustand leicht das Doppelte gebracht.

Nachdem die Basis des Projektes damit sicher in der Gasolin Alley stand, sollte alles weitere für möglichst kleines Geld über die Teilemärkte der virtuellen und realen Welt besorgt werden. Darüber hinaus setzt Peter grundsätzlich auf das ihm gebotene handwerkliche Geschick und die eigene Kreativität und greift dabei gerne auch schon mal in den Sanitär- und Eisenwarenabteilungen diverser Baumärkte ins Regal, bedient sich auf Schrottplätzen oder dengelt sich das eine oder andere benötigte Teil auch schon mal im Schmiedekurs der VHS.

In den Bereichen in denen spezielle Werkzeuge oder Kenntnisse erforderlich werden sollten, setzt Peter auf die Unterstützung des sich inzwischen zunehmend festigenden Netzwerkes der Motorradphilosophen und blickt dabei positiv in die Zukunft.

So soll über die kommenden Monate bis Anfang 2015 das erste Projektbike der Motorradphilosophen entstehen. Die Fortschritte und einzelnen Bauabschnitte werden auf der Plattform der www.motorradphilosophen.de in Text und Bild begleitet und vielleicht sieht man sich zum Bequatschen der Fortschritt ja auch mal auf einem der Treffen der kommenden Saison und natürlich freut man sich bei den Motorradphilosophen über Berichte, die uns zu eigenen Projekten erreichen, ebenso wie über konstruktive Anregungen zu unserem Projekt.   

Kostenrechnung:   

23 Zoll Vorderrad einer Honda XL 500 S - 45,00
Verkauf der Radnabe + 20,00
XS 650 Rahmen mit Brief - 101,00
XS 650 Motor mit Vergasereinheit - 461,00
Bisherige Gesamtkosten 587,00


Text Peter Su Markus & Fotos Frank Bick