Eskapismus, eine Frage der Realität

20170902 Woodstock 1Auf dem Weg in Richtung Woodstock lese in einem Beitrag, dass Woodstock nicht nur als der Höhepunkt der Hippiebewegung betrachtet werden kann, sondern auch gleichzeitig deren Ende einläutete. Die Hippies selbst werden in diesem Beitrag als Realitätsflüchtlinge ohne Ziel und Inhalt beschrieben.

Wenn ich nun ein halbes Jahrhundert nach dem Konzert den Ort Woodstock besuche, dann stelle ich als erstes einmal fest, dass der gesamte Ort, von der Legende des Festivals einer realitätsflüchtigen Gemeinschaft zu leben scheint. Das sollte nun nicht weiter überraschen. Das Festival hat ja so etwas wie Geschichte geschrieben und warum sollte der Ort, an dem diese Geschichte geschrieben wurde, sich diese Geschichte nicht auf die Fahne schreiben und zum eigenen Vorteil nutzen.

Die Antwort ist einfach! Weil das Festival seine Geschichte nicht in Woodstock, sondern in Bethel geschrieben hat. Und wer sich nun von Woodstock ausgehend auf den Weg macht, um den wahren Ort der Legende zu besuchen, wird feststellen, dass er dazu einige Meilen zurückzulegen hat und sich Woodstock und seine Bewohner offenbar eine ganz eigene Realität geschaffen haben, die dem Ort seit einem halben Jahrhundert eine finanzielle Grundlage bietet. Diese Realität mit der Realität der Legende auf der sie basiert, aber nichts zu tun hat.

Das scheint in Woodstock aber weder die Bewohner zu interessieren, noch die Besucher zu stören. Naiv, wie ich nun mal so bin, gehe ich davon aus, all diese Besucher auf meinem Weg zum tatsächlichen Ort der Legende wiederzutreffen. Doch bereits auf dem Weg nach Bethel, das etwa 70 Meilen entfernt liegt, stelle ich fest, dass ich über den größten Teil der Strecke die Straße wieder für mich alleine habe.

Die Tatsache, dass es sich bei den Bewohnern von Bethel zum größten Teil um orthodoxe Juden zu handeln scheint und diese kein sonderlich großes Interesse an den Menschenmassen zeigen, die in Woodstock den Spuren des Festivals nachfühlen, dürfte der Illusion der Realität zusätzlich in die Karten spielen.

Also findet man in Bethel eine Wiese vor, die man in aller Ruhe genießen kann und nur mit wenigen echten Freunden des Festivals zu teilen hat, während Woodstock allen anderen die Legende zur Wiese bietet.

Ich frage mich wie der Autor des oben erwähnten Beitrags diese Situation im Zusammenhang mit der Realität und der Realitätsflucht sehen würde. Doch der Besitzer eines der Läden, bringt es auf seine Art bereits auf den Punkt. Auf die offensichtliche Verschiebung der Realität angesprochen, sagt er mir das das Festivals den Hippies und damit nach Bethel gehört, die Geschäfte in Woodstock seien dagegen Buisness und das, sei eine ganz andere Geschichte.     

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