Stadtflucht

20170913 Baltimore 1Mein Bemühen, New York zu verlassen hat in gewisser Weise etwas von einer Flucht. Gut vorbereitet und am Ende dann doch ein wenig Hals über Kopf. Und wie sich das für eine richtige Flucht gehört, wirft mir die Stadt einiges an Hindernissen in den Weg. Baustellen, gesperrte Auf- und Abfahrten und schon bin ich wieder in der falschen Richtung unterwegs. Das Navi scheint mit der Situation ebenfalls überfordert und beginnt ausgerechnet an den kritischen Stellen mit den Neuberechnungen der Fahrtruten.

Statt einfach nur Strecke zu machen, irre ich gut zwei Stunden durch den morgendlichen Verkehr und bin mir sicher, dass ich mich dabei kaum vom Fleck bewege. Dann erkennt mich die Stadt in meiner Hartnäckigkeit und gibt den Weg frei.

Baltimore, Cincinnati, St. Louis, Städte, durch die man sich treiben lassen könnte, werden nun zu Punkten auf der Karte. Ich habe von Städten jetzt erst mal die Nase voll und die Städte in den USA haben im Augenblick kaum noch etwas das mich zum Verweilen bewegen könnte. Wenn ich mich mit Schmutz, Orientierungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und geplatzten Träumen auseinandersetzen will, kann ich das alles auf ähnlichem Niveau auch im Ruhrgebiet haben.

In Baltimore wollte ich mir zwei Werkstätten, ein Projekt zum Thema Community Garage ansehen und eine Freundin mit einem Besuch überraschen, die dort einen kleinen Laden betreibt. Die Werkstätten sind natürlich geschlossen. Das Projekt, das 2015 noch als eines der Projekte mit Zukunft gefeiert wurde, ist bereits Vergangenheit und der Laden meiner Freundin existiert auch nicht mehr. Ich merke, dass ich die Lust daran verliere, das alles interessant zu finden und mit schlauen Kommentaren zu unterlegen.   

So sieht das aus mit Baltimore. In Cincinnati und St. Louis bemühe ich mich bereits nicht mehr noch etwas zu finden. Ich besorge mir etwas zum Essen, tanke, schlafe und mache mich wieder auf den Weg. Vier Tage, an denen ich in erster Linie fahre, um Abstand zu den Städten zu gewinnen, auf die ich mich zubewege, die ich durchfahre und hinter mich lasse.

Wenn ich morgens ins Auto steige, geht es mir eher mittelmäßig. Das legt sich in der Regel mit der Strecke, die ich hinter mich bringe. Das Navi zeigt mir Fahrtzeiten von 6 bis 8 Stunden an und ich bemühe mich diese Zeiten auszudehnen, denn ich weiß, dass sich das Gefühl der inneren Unruhe regt, sobald das Ziel des Tages in greifbare Nähe rückt und ich wieder in die Hamsterkäfige der Gesellschaft eintreten muss.

20170913 Baltimore 2











20170913 Baltimore 3











20170914 Cincinnati 1











20170915 Richtung St. Louis 1











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