Royal Enfield Continental GT Fahrbericht
Frank BickMontag, 2. Dezember 2013
Am 2. Dezember hatte ich die Gelegenheit die neue Royal Enfield Continental GT Probe zu fahren. So fuhr ich bei kühlem sonnigen Wetter zur Royal Enfield World Duisburg um den Café Racer aus Indien abzuholen. Die erste Frage die mich beschäftigte, war natürlich die Leistung. In allen hauseigenen Berichten der Marke wird gerade die Leistung des Fahrzeugs herausgestellt. Kann ein Motorrad mit 30 PS für unsere europäischen Verhältnisse ausreichend motorisiert sein?
Die Royal Enfield Continental GT hat einen 535ccm Einzylinder, lufgekühlt und mit 44 NM bei 4400 Umdrehungen in der Minute. Dreht man den Zündschlüssel um, sieht man die Zeiger der analogen Armaturen einmal komplett hochschnellen und hört das Gesurre der elektronisch gesteuerten Einspritzpumpe. Das Fahrzeug springt bei Druck auf den Anlasserknopf sofort an und tuckert bei 1500 U/min langsam vor sich hin. Der Sound des langhubigen Einzylinders ist dumpf und angenehm. Wenn man sich Menschen während der Fahrt annähert drehen sie sich um oder schauen einen an wenn man auf gleicher Höhe ist. Die Kupplung ist leichtgängig und auch von einer schwachen Hand zu bedienen. Die Gänge lassen sich butterweich schalten, auch der Leerlauf ist schnell gefunden und wird im Cockpit angezeigt. Mit 180 cm Größe passe ich sehr gut auf das niedrige Fahrzeug, kleinere Fahrer oder Fahrerrinnen dürften auch keine Schwierigkeiten haben das Fahrzeug zu steuern. An die Steuerung des Fahrzeugs via M Lenker gewöhnt man sich schnell, der geübte Fahrer wird nach 20 Minuten eins mit dem Café Racer. Durch die sportliche Haltung wird die Fahrt bei zunehmender Geschwindigkeit entspannt, da der Fahrtwind Kopf und Oberkörper nun mitstützt. Das Fahrzeug hat kurze harte Federwege und lässt sich daher schnell über kurvige Landstraßen treiben, liegt absolut sicher und hat eine gute Bremsanlage. Ab 110 km/h sind die Vibrationen an den Lenkerenden deutlich zu spüren, ab 2500 Umdrehungen fährt der Café Racer ohne Murren in allen 5 Gängen problemlos ohne Stottern weiter, Schaltfehler werden verziehen, ein Einzylinder typisches Schlagen auf das Kettenrad bleibt aus. Bei schlechtem Asphalt bekommt man einige Schläge in die Hände und bei schnellen Kurven auf schlechtem Asphalt stempelt das Fahrzeug ein wenig, bleibt aber gut auf Spur. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 150 km/h angegeben, wirklich spannend ist es aber bis 110 km/h, danach ist kaum noch etwas von der Leistung spürbar.
Das Motorrad ist hervorragend geeignet für die Landstraßen der Niederrheinregion. Kleine enge Landstraßen mit kurvigem Verlauf sind sicher die beste Wahl, auch Mittelgebirgsstrecken wie in der Eifel und dem Sauerland sind denkbar. Touren nach Norwegen und Schweden scheinen auch sehr gut machbar. Für Hochgebirgsstrecken wie sie einem bei reinen Alpentouren begegnen, scheint mir die Leistung nicht auszureichen, vor allem weil ich mit einem Café Racer ja sportlich fahren möchte. Schon meine 54 PS starke und nur 160 kg schwere BMW Xchallenge tut sich schwer, bergauf mitzuhalten, da wird eine 180 kg Royal Enfield wohl ordentlich zu kämpfen haben.
Die Continental GT ist ein Motorrad für jedermann und jederfrau, leicht zu steuern und zu schieben, leicht zu fahren und zu halten. Wer es nur auf Landstraßen eilig hat, damit zum Café racen will und ein gut klingendes bildschönes Motorrad abstellen möchte, trifft genau die richtige Wahl. Für 6500 Euro Neupreis bekommt man ein Motorrad alter Schule, das jede Menge Spass macht und nur da moderne Technik zum Einsatz bringt, wo sie wirklich sinnvoll ist, ähnlich wie bei Harley-Davidson. Für Einsteiger oder Ungeübte scheinen die Modelle von Royal Enfield eine sehr gute Wahl, denn hektisch wird man auf diesen Motorrädern nicht.
Links in der Übersicht:
Royal Enfield World Duisburg: http://royal-enfield-world.de
Royal Enfield Eifel: http://eifeltec.de
Fotos und Text: Frank Bick http://www.regiosurf.net