11.07.16 von Limoges nach Châlus über Aixe sur Vienne und Flavignac

08. Juli

Für die Temperaturen bin ich im Grund zu spät in Limoges losgegangen, was aber für die heutigen Abendstimmung an der Vienne12 km nach Aixe sur Vienne, nicht so tragisch war. Nachdem ich die Stadt verlassen hatte, was sechs Kilometer dauerte, ging ich durch eine von Landwirtschaft geprägten Landschaft. Hier in Aixe sur Vienne befindet sich der sehr schön an der Vienne gelegenes Campingplatz in unmittelbarer Nähe zum Jakobsweg.

09. Juli

Am Samstag war ich bereits um 8.00 h unterwegs. Es war sehr diesig und in den Tälern hing der Nebel. Ideales Wanderwetter. Im T-Shirt fast zu kühl, lief es sich wunderbar frisch durch die Ausläufer des Zentralmassivs. Eine ähnlich schöne Hügel- und seichte Berglandschaft wie im Raum Wuppertal, welche die Ausläufer des Rothaargebirges ist.
Bereits um 12.00 h, kam ich nach 16 km in Flavignac an und wurde direkt am Ortseingang von einem Mann abgefangen, der soeben den Engländer in die Pilgerherberge gelassen hat, den ich zwischenzeitlich überholt hatte, der aber an einem Boxenstopp meinerseits wieder an mir vorzog.
Nein, vielen Dank ich gehe zum Camping. Wozu schleppe ich die Ausrüstung noch mit mir rum.
Campingplatz 12.30 h, toll an einem kleinen See, mit Strandbereich gelegen. Und Hütten vermieten sie für 20 €. Pilgerpreis 10 €. Rezeption von 07.00 h bis 08.00 h und 19.00 h bis 20.00 h. Telefonnummer, Anrufbeantworter, Rückruf. Ich bin auf dem Campingplatz und möchte eine Hütte haben. Viel hin und her, ohne dass ich viel verstanden hätte. Der Platzwart kam. Ich bin Pilger und soll in die Herberge gehen. Ich will aber nicht in die Herberge. Ja, aber für Pilger ist die Hütte nur, wenn die Herberge voll ist. Monsieur, ich bin kein Pilger, dabei hätte ich fast meine Muschel vom Rucksack gerissen. Ich bin kein Pilger und zahle 20 €. Ja, aber dann kostet die Hütte 20 €. Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Frankreich und jeder versteht, wenn ich zwanzig sage. So ein blöder Arsch! Ich nehme ein Hütte!!! Bis ich dann, nachdem er den Satz, dreimal gleich schnell wiederholt hat, die Worte "ich habe nicht" und "Schlüssel"verstanden habe. Alles klar, keine Schlüssel! Warum nicht gleich, dann hätten wir uns das Theater ersparen können.
Ich habe einen schönen Platz mit Blick auf den See. Wegen der sehr ledierten Matratze, hätte ich gerne die Pritsche in der Hütte gehabt.
Damit nun nicht genug, am frühen Abend kam eine junge Angestellte, der Campingplatz ist städtisch und wollte kassieren. Eine Nacht mit Strom bitte. Alle Geräte, einschließlich des Powerpacks, das für bis zu vier Handyladungen gut ist, waren leer. 7,00 plus 5,60 Strom... 5,60 ? Und hier? Oh, Kategorie verrutscht. 2,80. Also 9,80€ Merci. Einen Adapter bitte. No, Adapter, no! Mademoiselle, einen Adapter bitte! Telefoniert mit Kollegen, nein, kein Adapter notwendig! Okaaayyy. Sie ins Auto, weg war sie. Natürlich brauchte ich einen Adapter, sonst könnte ja jeder seinen Stecker da rein tun und Strom klauen. Es ist kaum zu fassen!
Der Campingplatz war halb voll, 7 Wohnwagen, große wie kleine Transporter. Spannend zu sehen, dass in den Transportern jeweils Kühlschrank und Waschmaschine standen. Und es hat nur wenig gedauert, bis ich wusste, dass es sich hier um einen Clan Romas oder Sintis handelte. Zigeunerclan, wäre so schön einfach gewesen.
Es hätte sein können, dass sie in Aufbruchstimmung waren. Ein großes, ein wirklich großes Planschbecken wurde geleert. Der Campingplatz ist in Terrassen aufgeteilt. Eine Hälfte des Clans, die jüngeren befanden sich oben und unmittelbar darunter, getrennt vom Weg zu den Toiletten, die andere Hälfte.
Die Entleerung, des Beckens, das nicht per Eimer von Statten ging, sondern indem es mit vereinten Kräften angehoben wurde, war ein riesen Spaß für groß und klein. Wie nach einem Staudammbruch, schoss das Wasser den kleinen Hügel herunter. Wobei dann der Spaß ein jähes Ende fand, als sich herausstellte, dass die Flutwelle am nötigen Respekt dem Clanführer gegenüber fehlen ließ und ungebremst über dessen Teppich, unter Tisch und Stühle schoss, um dann unter dem Wohnwagen zu verschwinden. Das war der eigentliche Spass, zumal der Weg zu den Hygieneräumen auf Tage versumpft war, diese blöden Ärsche!
Mir ist schon mal aufgefallen, wenn sich das fahrende Volk zum Aufbruch vorbereitet, werden die Wohnwagen geschrubbt. So auch heute, das geht soweit, dass sie auf dem Dach stehen und das Dach schrubben.
Die Aktionen gingen bis zwei Uhr nachts, teilweisen rannten die Kinder laut schreiend um mein Zelt, teilweise schrien die Mütter nach den Kindern und teilweise die Männer nach den Frauen. In diesem Moment sehnte ich mich erstmals deutlich nach einer Herberge.

10. Juli

Morgenstimmung in Flavignac Um halb sieben, als ich mir einen Weg durch den Schlamm zu den Toiletten bahnte, sah oben alles aufbruchfertig aus unten aber war es unverändert. Dafür traf ich den Clanführer, der gerade dabei war mit einem Hammer die Wasserverbindungen zu kappen. Als ich um 7.30h vom Bäcker kam und frühstückte, wurde auch die obere Fraktion langsam wach.
Und es war unglaublich mit anzusehen, mit was für einer Systematik innerhalb von 30 Minuten aus diesem scheinbaren Chaos ein abfahrbereiter Konvoi wurde. Punkt acht Uhr verließen sieben große Gespanne, in geordneter Reihenfolge den Campingplatz. Und nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass hier noch vor kurzem das pralle Leben stattfand.
Ruhe, ich war allein, der See glitzerte, ein Frühschwimmer drehte seine Runden und ich machte mir einen zweiten Tee.
Ich las einen Krimi zu Ende, den fünften Fall, vom bretonischen Kommissar Dupin, Bretonische Brandung. Beobachtete die Schleierwolken, bereitete mir ein karges Pilgermahl aus Dosenfisch, Weißbrot und einer Nektarine und beobachtete die Schleierwolken. Zwischenzeitlich besuchte mich ein Pärchen Rotkehlchen und manchmal rannte ein schwarzes Eichhörnchen durch die Birke über mir, durch deren kleinen Blätter die Sonne schimmerte.

11. Juli

Um 06.00 h wurde ich wie immer wach und wollte auch wegen der hohen Temperaturen früh unterwegs sein, ließ mir dann aber doch Zeit als ich die tiefhängenden Wolken sah. Es fing sogar leicht an zu tröpfeln, sodass ich unter dem Dach einer der oben genannten Hütte gefrühstückt habe.
Es war wieder tolles Wanderwetter. Gegen Mittag wurde es etwas schwül, als ich in Châlus ankam. Es gab die Wahl 14 oder 30 km und da an 30 zur Zeit nicht zu denken ist...
Richard Löwenherz Hier gibt es keine Pilgerherberge oder Campingplatz, also die für Frankreich günstige "Aubergre Richard Coeur de Lion". Die Herberge Richard Herz von Löwe, liegt auf der Ecke einer Stichstraße, die zur Burg Châlus-Chabro führt und von der ich hoffte ein paar Fotos machen zu können. Montag Ruhetag und so von Bäumen zu gewachsen, dass auch ein Foto von außerhalb nicht möglich war.
Diese Burg wurde unter anderem im April 1199 von Richard I. Löwenherz belagert, als ihn der Pfeil einer Armbrust traf. Wie Männer in Kriegslaune so sind, dachte er, och super nur ne Fleischwunde, ohne zu wissen, dass es sich um einen vergifteten Pfeil handelte, so dass er am 06. April 1199 in Châlus am Wundbrand verstarb.