06. September

Familienpaella in ArzúrNachdem ich gestern meinen ersten Tag Camino Francés hatte, bin ich heute in Arzúr angekommen, oder besser gesagt reingeschlendert. Das Bett hatte ich bereits gestern reserviert, so habe ich abgelegt und bin etwas in die Stadt gegangen. Arzúr, hat die Besonderheit, dass hier die beiden restlichen spanischen Caminos dazustoßen. Von rechts oben, sprich Norden, schließt der Camino del Norte an und von links unten, was dann Süden ist, kommt der Camino del Plato dazu. Die APP sagt, zwischen Arzúr und Santiago werden sie mit zum Teil bis zu 1.000 Mitpilgern unterwegs sein. Das ist dann natürlich im Sommer und zusätzlich Wochenende. Aber es kommt mir nicht viel weniger vor.
Seit gestern Abend weiß ich dann auch warum hier unglaublich viele noch mit Blasenpflaster rumhumpeln. Man sollte ja annehmen, dass sowas die ersten 100 km passiert und dass danach alles geschmeidig ist. Es gibt wohl sehr viele Spanier, aber auch Italiener die sich mit Flieger und Zug, 100 km vor Santiago bringen lassen, um die Mindestkilometer zu laufen, die man braucht um die Urkunde zu bekommen, weil sich das gut im Lebenslauf macht.
Soviel zu den Hintergründen.

08. September zwei Tage später

Heute, am Vormittag ging ich durch den Wald, als ich von einem Geräusch völlig überrascht wurde.Mittelalterliche Brücke
Es war das Geräusch, wenn der Flieger am Ende der Rollbahn steht und der Pilot den Gashahn aufdreht und du im gleichen Moment in den Sitz gedrückt wirst. Zeitgleich das Klackern der Reifen die schneller und schneller über die Betonplatten jagen, dann Stille und kurze Zeit später das sich entfernende Düsengeräusch.
Ohne es zu merken, befand ich mich in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Santiago, der fast komplett umrundet werden muss.
Ich habe mich richtig gehend schwer getan mit den vielen Menschen. Jetzt, nach gutem Zureden und einigem Winken mit diversen Zaunpfähle von Seiten der spirituellen Führung, habe ich gelernt und bin meiner Mitte wieder näher gekommen.
Ganz schön blöd könnte man meinen, sich so von den letzten Tagen seines Weges ablenken zulassen. Aber bekanntlich hat alles seine Zeit und vielleicht kann ich von diesen Erkenntnissen etwas mit nach Hause nehmen. Denn dieses Thema ist kein Neues.
Nun bin ich in Lavacolla, etwa 10 km vor Santiago de Compostela und denke, dass es ein guter Weg war. Und dass ich die nächsten zwei Tage das eine oder andere Taschentuch mehr brauchen werde. Ich bin viel zu sensibel für so'n Scheiß!
Da ich es im Moment auch nicht so richtig geordnet bekomme, was habe ich nicht alles gelöscht die letzten Tage, mache ich hier, an dieser Stelle mal Schluss.
Morgen, am 09.09. werde ich schön ausschlafen und zusehen, dass ich gegen Mittag in Santiago bin, in dem Hotel, dass Carina gebucht hat einchecken, meinen Rucksack aufs Bett schmeißen und den Bus zurück nach Lavacolla nehmen um Carina hier vom Flieger abzuholen. Nee, ich kann nicht hier bleiben, weil ich doch die Stempel von Unterwegs brauche.

Am Samstag, gehe ich mit Carina zur Kathedrale, hole mir meine Urkunde, die Compostela ab und werde um 12.00 h an der Pilgermessse teilnehmen.
Nachdem wir dann Samstagabend meinen Geburtstag wild und hemmungslos bis spät in Nacht gefeiert haben, schlafen wir am Sonntag nett aus, machen Sideseeing und am Montag gehts dann Richtung Finisterre.
Da ich mich in den kommenden 14 Tagen, fast ausschließlich auf Carina und unser Zusammensein konzentrieren werde. Wird es nur ein paar Fotos von Santiago und Finisterre auf Facebook geben.
Das alles natürlich nur, wenn es Gott und seinen Helfern gefällt. Aber warum nicht? Ich habe schließlich noch so manche Sache vor und das findet Gott bestimmt auch spannend!

Danke!