02. September

Es geht immer ein paar Tage lang gut. Hier in dieser Herberge Albergue Ponte Ferreira sind nur Doofe. Natürlich nur aus meiner Sicht. Also Menschen, mit denen ich kein Bier trinken gehen würde. Und wenn ich mit denen auf einer einsamen Insel stranden würde, würde ich in die entgegengesetzte Ecke der Insel ziehen und mir dort meine Hütte bauen.
Vor ein paar Tagen bereits, habe ich einen ausführlichen Herbergsbericht aus dem Blog wieder gelöscht, weil ich dachte, dass das ewige Gemecker über meine Mitmenschen keiner mehr lesen mag, zumal ja es auch nicht mehr lustig ist.
Ich rede immer davon, dass jede Begegnung eine wichtige ist und dass gerade die anstrengenden uns etwas sagen wollen, uns weiterbringen wollen und können. Aber wenn es dann Ernst wird, sag ich iih geh weg und kann vor Ärger nicht schlafen.
Der Tisch für das gemeinsame Abendessen ist bereits gedeckt und ich werde es offenen Herzens mit meinen Mitpilgern zu mir nehmen.
Gestern haben mich "echte" Pilger überholt. Vier junge Polen zogen im Gänsemarsch an mir vorbei. Sie sangen Marienlieder und beteten den Rosenkranz.

03. September

PilgermenüDas Essen war erwartungsgemäß schön, nett, gut. Oder hat jemand etwas anderes erwartet? Wir waren nur zu sechst in einer 24 Personen Herberge. Es wird ruhiger. Von links: Ein Koreaner, ein Franzose, eine Schweizerin, ein Spanier und noch ein Franzose. Na und ein Deutscher.
Für den Pilgerpreis von 10 €, gab es einen gemischten Salat, eine frische Paella, einen Nachtisch sowie Wein und Brot.
Als ich auf dem Campingplatz in Liverdun Klaus traf, erzählte er mir, dass es gegen Ende des Camino Francés eine Pulperia geben soll, die den Ruf hat, die beste in ganz Spanien zu sein. Er wusste aber nicht, ob ich an ihr vorbei komme, wenn ich über den Küsten Camino auf den Francés einbiege. Da ich ja nun nicht über den Küsten Camino, sondern über den Primitivo einbiege, sollte es mir gelingen. Jetzt heißt hier aber fast jede Kneipe Pulperia, wie soll ich da die beste Spaniens raus finden? Der Spanier am Tisch, der täglich 40 km läuft, läuft heute nur bis Melide, weil er in eine einzigartigen Pulperia will. Aaaah, ¿Como te llama? Spanisches Gebrabbel.... No, no aqui escribe por favor! Und jetzt habe ich es schriftlich, zumindest annähernd.
In Asien, auf jeden Fall in Korea, wird das Geschmackserlebnis anscheinend dadurch gesteigert, dass während des Kauvorgangs dauerhaft Sauerstoff zugefügt wird. Will sagen, es wurde dauerhaft und sehr genüsslich geschmatzt.
Die Schweizerin hat in Oviedo ein kleines Kätzchen adoptiert. Aus Ermangelung eines Katzenklos Hauskatze Felis silvestris catus(Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die Katze froh...) Aus Ermangelung eines Katzenklos hat das Kätzchen schon fein gelernt in, bzw. auf eine Plastiktüte zu machen. Es darf aber nur maximal eine Plastiktüte auf dem Boden liegen. Nur durch eine gewisse Katzenerfahrung meinerseits, ist es mir gelungen sie rechtzeitig von meiner Tüte, in der sich mein Tablet befindet zu heben und pinkelnd durch den Schlafsaal zu ihrer Tüte zu tragen.
Zum leidigen Thema der Nacht, der Koreaner macht auch wenn er gerade nicht scharcht unglaubliche Geräusche. Es gibt Künstler die andere Menschen parodieren und es teilweise hervorragend hinbekommen. Mein Bettnachbar, der Koreaner kann Herz-Lungenmaschinen parodieren. In Perfektion! Und wenn er dann mit diesem nicht beschreibbaren Schnarchgeräusch anfängt, meinst du, dass jeden Moment die Türe aufgerissen wird und eine Nachtschwester reingestürmt kommt.
Achtung! Jetzt! Ich liege da so in meinem Bett und denke, sieh mal Frank, wieviele Menschen können von sich behaupten, dass sie eine Nacht mit einem Koreaner, einer Schweizerin, einem Spanier und zwei Franzosen verbracht haben? Ich musste schon über soviel Toleranz und Harmoniedenken meinerseits grinsen, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schlief ein. Das Problem mit den Kopfhörern ist, dass ich als Seitenschläfer gelegentlich Ohrenschmerzen davon bekomme und sie deshalb nach Möglichkeit wieder entferne. Ich werde also irgendwann wach und manche werden es mir nicht glauben, während andere sagen, ist doch klar. Es war Totenstille. Ich dachte die wären alle tot. Dann habe ich getestet ob mein Gehör noch funktioniert, doch eindeutig. Bis auf ein paar kleine Röchler war die Nacht nichts mehr zu hören. Ich lag die halbe Nacht wach, weil ich dachte, dass es bestimmt gleich wieder los geht. Nee, das war ein Scherz. Ich habe ganz wunderbar geschlafen.
PilgerschreinEntsprechend angenehm war der kurze Weg hierher nach As Seixas. Ich schlenderte mit einem sehr guten Gefühl durch die neblige Landschaft. An einem Schrein, machte ich noch eine länger Pause. Das Wasser gurgelte leise und ich kam in dieses Gefühl, das sich schlecht beschreiben lässt, weil es nicht von dieser Welt ist. Es breitet sich eine Ahnung aus von, alles ist richtig! Es gibt nicht zu tun! Es ist ein perfekter Moment! Und wie gesagt, er ist nicht von dieser Welt und genau das ist aber der Grund, warum ihn jeder unabhängig seiner Probleme, erleben darf und kann. Natürlich ist das leicht gesagt, bzw. geschrieben, weil es doch meistens so ist, dass wir uns von den Anforderungen des Alltags zumüllen lassen. Wohl gemerkt zumüllen lassen!
Es war eine wirklich gute Entscheidung, diese Schlenderetappen zum Abschluss einzulegen. Die Spinnweben im Nebelgesamten Sinne kommen noch mal ganz bewusst zum Einsatz. Das Stück durch den feuchten Euktapyptuswald war wieder ein echtes Geruchserlebnis. Die im Nebel, voller Tautropfen hängenden Spinnennetze bekommen eine ganz andere Wirklichkeit, als wenn in zielorientierter Geschwindigkeit vorbei gewandert wird.
Leider entpuppte sich die Einkaufsmöglichkeit, die für diesen Ort angekündigt ist, als ein Snackautomat. Und ich habe mich wegen dieser Ankündigung extra nicht bevorratet. Bis auf ein paar Teebeutel habe ich gar nichts. Wenigsten ist die angekündigte Bar eine echte, die ab 19.00 Kleinigkeiten anbietet. Zum Frühstück werde ich mir wohl ein paar Kekse am Automaten ziehen, weil ausgerechnet morgen die nächste Ortschaft 15 km entfernt ist.