Der Tag war geprägt von viel Schweiß und guten Kontakten zur Einheimischen Bevölkerung. Ich wusste, dass es heiß wird und wollte nicht so spät los. Nachdem ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte, wurde ich erst um 8.00 h wach und war um kurz vor halb zehn unterwegs. Weil es bei den Schwestern der heiligen Magdalena kein Frühstück gab, bin ich Richtung Stadtmitte, um in einer offenen Bar noch einen Tee zu trinken. Durch völlig leere Gassen, in denen sich gestern um die Zeit bereits Menschenmassen geschoben haben, kam ich dem Hauptplatz näher. Ein Gemurmel war zu vernehmen, dass lauter wurde und als ich den Platz von der Seite erreicht hatte.... Markt... Sonntagsmarkt. Die gleichen Gemüse-, Gänseleberpasteten- und Käseverkäufer wie gestern. Nicht ganz so dicht, dafür haben sich in die Lücken ein Paellakoch und ein Flammkuchenbäcker einsortiert. An den Tischen der großen Bar, wurde die erste Flasche Champagner getrunken und ich holte mir beim Bäcker zwei Croissants und trank dazu ein Kännchen Earl Grey. Die Stimmung auf dem Platz war einfach klasse, gerne wäre ich noch sitzen geblieben.
Von meiner gestrigen Vormittagstour habe ich die Bilder bei Facebook hochgeladen. Ich bin dann am frühen Abend noch mal los, auf neuen Wegen und habe von der Isle aus, dem hiesigen Fluss, die optimale Kathedralenperspektive gefunden.
Es war viertel nach zehn, als ich dann heute losging. Die 30 km der heutigen Etappe, waren mir eh zu viel und bei 34°C im Schatten muss das für mich auch nicht sein. So hatte ich mir einen Ort nach 18 km mit Herberge ausgesucht.
Ich habe vielleicht schon erwähnt, dass es immer eine besondere Herausforderung darstellt, eine größere Stadt auf dem richtigen Weg zu verlassen. Was ich heute herum geirrt bin, unglaublich. Eine Frau die mich nicht zum ersten mal sah, fragte, vous perdu? Ja, aber ist okay, Merci! Ich hätte vielleicht nichts damit anfangen können, wenn ich gestern im Spanischkurs nicht Estoy perdido gelernt hätte, was sich ja so ähnlich anhört und bedeutet, ich habe mich verlaufen. Wörtlich heißt es, ich bin verloren. So schlimm aber war es noch nicht, aber der Tag war noch lang.
Einige Kilometer später hatte ich dann Perigueux verlassen und kam an ein ehemaliges Kloster aus dem 12. Jahrhundert, dessen Kirche neu renoviert wurde.
Von dem Vorplatz geht ein Weg hoch, sagt der Führer. Es gingnen zwei Wege hoch, aber kein Jakobsweghinweis. Ich nahm den linken, der auch von einem anderen Wanderweg genutzt wurde. Dann ging es hoch, aber so richtig. Oben angekommen, Straße, keine Hinweise. Ein Lieferwagen kommt, ich schmeiße mich ihm symbolisch vor die Räder. Pardon Monsieur, je perdu! Nach...bitte? Jaaaa, mmmmh also die Richtung, er zeigt hinter sich, bis zur Stopstraße, mmh. Nein, besser gerade aus bis zur Kirche ca. vier Kilometer, von da ist es ausgeschildert. Nach zehn Minuten, sah ich ihn in seinem Garten hantieren und bat ihn um frisches Wasser. Nach einiger Zeit kam ich an eine Querstraße, was heißt jetzt immer gerade aus? Ein weiteres Fahrzeug, das gleiche Prozedere. Ja am besten diese Richtung bis zu einer Kirche, dort ist es ausgeschildert. Nach etwa 20 Minuten erreichte ich die Kirche. Was soll ich sagen, der eine oder andere wird sich bereits bedacht haben, die Kirche war die o.g. Klosterkirche, vor der ich bereits zwei Stunden vorher stand. Jetzt, jetzt fühlte ich verloren.
Jetzt sitze ich hier vor einem dieser sogenannten Handwerker Hotels und hoffe, dass gleich mal jemand kommt und mir ein preiswertes Zimmer vermietet. Die Rezeption soll ab 17.00 besetzt sein, jetzt ist zehn nach.
Tag 4/7 In eigener Sache!
Als ich am 01. Mai loszog hatte ich gewisse Vorstellungen über den Verlauf dieser Reise. Wildes Zelten, unterwegs arbeiten und wenn das alles nicht funktioniert, sollte das Geld über das ich verfügte eigentlich reichen.
Abgesehen davon, dass ich mich, was Zelten im Allgemeinen und das Wildcampen im Besonderen deutlich überschätzt habe, haben sich Campingrelevante Teile meiner Ausrüstung in Wohlgefallen aufgelöst.
Richtig aber reingerissen hat mich diese unglaubliche Schlechtwetterperiode, während derer ich regelmäßig zwei Tage im Hotel bleiben musste um meine Klamotten wieder trocken zu bekommen.
An Arbeit ist wegen meiner sehr dürftigen Französischkenntnisse nicht zu denken. Vielleicht in zwei Monaten, wenn die Trauben reif sind.
Ich werde jetzt noch 11 Tage wandern, etwa bis La Réole an der Garonne, dann bekomme ich Besuch der sieben Tage, also bis zum 30. Juli bleibt. Danach werde ich mich mit dem Zug auf den Weg über Bordeaux nach Irun an der Spanisch/Französischen Grenze machen um den letzten, der insgesamt vier Abschnitte des Jakobsweges zu laufen. Allerdings wird auch bei dieser Straffung, das Geld nicht mehr weit reichen.
Aus diesem Grunde möchte ich Euch bitten, meine Arbeit als Schreiber dieses Blogs zu bewerten. Ich möchte Euch nicht um Spenden oder Zuschüsse bitten. Sondern um das, was es Euch wert ist, diese Berichte gelesen zu haben und weiterhin zu lesen.
So frei nach dem Motto: Ich habe schon für schlechtere Zeitschriften 2 oder 5 Euro, oder für schlechtere Taschenbücher 10 Euro ausgegeben....und ich bin gerne bereit für diese Form der Literatur 2, oder 5, oder 10 Euro zu zahlen.
Ich biete dafür überwiegend Übernachtungen in landesüblichen Pilgerherbergen mit entsprechenden Berichten. Ich biete mich so zusagen als Günther Wallraff der Pilgerherbergen an.
Hier noch mal die IBAN:DE23 2004 1144 0343 4917 00
Um einen möglichst großen Teil der Leserschaft zu erreichen, werde ich diesen Aufruf zu Beginn der nächsten sieben Berichte stellen. Also bitte nicht wundern und heute ist demnach 4/7.