Am Montag gab es eine herausragende und anspruchsvolle Etappe. Sehr nah an der Natur. Es begann unmittelbar nach dem Campingplatz mit einem sehr knackigen Aufstieg, der den Kreislauf aber mal so richtig in Schwung brachte. Darauf folgte ein sehr langer, sehr schmaler Hohlweg ohne irgendeine Ausweichmöglichkeit. Ich dachte nur, hoffentlich kommt mir keine..., Sprich es nicht aus! Sagte eine Stimme. Ja, aber wenn... Du sollst es nicht ausprechen! Ich sprach es nicht aus und tatsächlich kam mir keine wilde Wilschweinrotte entgegen.
Diese Autoren sind immer völlig tiefenentspannt, wenn es um die Überwindung von Höhenunterschiede geht. Durch eine Senke erreichen sie... Ich ging durch eine Senke und dachte, dass ich gleich da sein müsste und dann sah ich sie, die Senke. Eine asphaltierte Straße, so steil, dass sie bei uns für den öffentlichen Straßenverkehr gesperrt würde. So eben konnte ich noch den Grund erkennen. Und auf der anderen Seite, auf Augenhöhe die Kirche. Hier zum Beispiel wäre so ein Viadukt, von gestern angesagt. Ich kam dann oben an, schmiss mich auf eine Bank, da ging im Gemeindezentrum auch schon die Türe auf. Eine Frau mittleren Alters kam mit einem großen, halbvollen Glas Kaffee auf mich zu gestürzt. Oh, Madam, trés bien, Merci beaucoup! Le sucre? Oui parfait! Eine extrem stark, lauwarme Zuckerplörre. Wo ich doch kaum Kaffee und erst recht nicht morgens trinke. Das wollte noch eine weitere sehen und winkte mir zu. Während ich auf der Bank saß und dem Kaffee mit viel Wasser zu Leibe zu rückte, kam eine dritte Frau, diesmal mit einem vollen Glas, weil ich doch das erste so schnell geleert hatte. No merci Madam! No, pardon!
Ist euch schon mal aufgefallen, dass keiner, der über seine Wandererlebnisse berichtet sich auf die Problematik plötzlicher Darmtätigkeit einlässt? Ich werde das hier nicht ändern, nur soviel, dass dieser eine Kaffee eine unglaubliche Wirkung hatte.
Kurz nach dieser Begegnung mit den drei Ersthelferinnen, ging es auf einem sehr schönen aber auch nicht leichten Waldweg wieder ganz nach unten. Am Ende des Abstiegs lief ich auf sehr schönen Waldwegen unmittelbar an der langsam dahin fließenden Creuse.
Der Zielort Eguzon, war nach einem einstündigen, durchgehenden Aufstieg erreicht. Ich steuerte unmittelbar auf eine Bar zu und bestellte eine Cola. Der Rucksack stand neben mir, an einen Blumenkübel gelehnt, der wie alle anderen Blumenkübel auch, über eine Bewässerungsanlage verfügte. Nur die Bewässerungsanlage meines Kübels, hing wohl etwas über. Als ich nach einer halben Stunde gehen wollte, sah ich, dass mein Rucksack in einer sehr großen Pfütze stand. Zelt patschnass, Schlafsack auch nass. Was soll das???? Zufall? Nickelichkeit des Universums? Oder der Hinweis mit dem nassen Zaunpfahl?
Ich bin da total unsicher. Die gesamte Zeltausrüstung, gibt eine gewisse autarke Sicherheit. Das Gewicht von den mittlerweile verifizieren 17kg Startgewicht, d.h.: Morgens mit 1,5 l Wasser, tut meiner Kondition und dem Muskelaufbau gut und könnte trainiert werden. Die Füße allerding fangen nach spätestens 10 km an weh zu tun, nach 15 km mögen sie nicht mehr und wenn es mal 20 km werden, reicht manchmal eine Nacht nicht aus um am nächsten Tag wieder schmerzfrei loszugehen.
Die Tendenz geht dahin, die Campingausrüstung dem nächsten Besuch ins Auto zu legen und nur den Schlafsack zu behalten. Was natürlich eine große, wenn nicht totale Abhängigkeit von den Pilgerherbergen bedeutet....
La Souterraine ist eine hübsche Kleinstadt, mit einem Campingplatz der nur 2 km außerhalb liegt.
Und die Zeichen verdichten sich. Gegen drei Uhr werde ich wach, weil ich meinte, etwas hart aufzuliegen. Keine Luft in der Matratze. Es ist so schon nicht zwingend angenehm nachts, in einem Einmannzelt eine Luftmatratze aufzublasen. Wenn du dann aber feststellst, dass das Rückhaltenventil der großen Einfüllöffnung (siehe Bericht vom 19.06.) nicht vorhanden ist, hast du ein kleines Problem. Je mehr Luft in der Matratze ist, um so schneller kommt sie auch wieder raus. Ich habe es geschafft, der Matratze eine halbe Füllung zu verpassen und dann versucht ruhig auf dem Rücken zu schlafen, um die wenige Luft so gleichmäßig wie möglich zu verteilen.
Aber eine Frage bleibt, wo ist das Ventil hin? Es war so angebracht, dass kein versehentlicher mechanischer Vorgang möglich war, die Position des Ventils zu verändern. Also kann ich es nur reingeblasen haben. Sowas kann ja mal passieren... Da gib Dir Recht, wenn es eine Matratze für 9,90 € aus der Woolworth wäre. Diese Matratze aber, gehört mit zu den teuersten, im Fachhandel zu erwerbenden Schlafunterlagen und nein, sowas darf nicht mal passieren.
Am Tag der 10. Aufblasung, dachte ich bequemer zu liegen, wenn ich sie etwas straffer aufblase. Mit dem Mund, nicht mit dem Kompressor und ich bin ein 55-jähriger Exraucher. Ich lege mich, lese noch ein wenig, da gibt es ein Riesenpoff. Ich befürchtete Schlimmstes aber Luft war noch drin und es dauerte etwas bis ich festgestellt hatte, dass sich zwei Sekmentierungen zu einer vereint haben. Die Matratze ist 52 cm breit und ist in 8 Sekmente aufgeteilt. Ab dem Zeitpunkt hatte die Matratze an einer Seite eine unnatürlich dicke Wulst, die sie nicht wirklich breiter macht. Ich konnte von Glück reden, dass es nicht in der Mitte passiert ist.
Gestern dann, nach 12-malige Aufblasen haut das Ventil ab. Ich finde sowas unglaublich, es entspricht aber der traurigen Realität, dass selbst das was etwas kostet, nicht mehr automatisch etwas taugt.
Was war das früher ein Kampf, wenn du etwas reklamieren wolltest. Händler und Hersteller haben sich sowas von gewunden, weil sie aber wirklich geglaubt haben, dass es nicht sein kann, dass ihre Ware Mängel aufweist. Heute hingegen gibt es die kulante Garantieabwicklung, weil jeder weiß, das bei den asiatischen Produktionskosten sowas halt passieren kann. Jetzt aber mal im Ernst, bei Toaster, Stahbsauger oder ähnlichen, bitte. Aber da gibt es Leute, zu denen ich, wie wir nun wissen nicht gehöre, die gehen echt in die Wildnis, auf Gletscher spazieren und übernachten dort. Die kaufen sich im Vorfeld gute Ausrüstungen um zu überleben. Matte von EXPED mit Schutz vor Bodenfrost und wenn sie völlig verblödet sind ein fast 3.000 € teures arktiserprobtes Zelt von Wolfskin, um wieder gesund nach Hause zu kommen. Ha, letztendlich bekommen die Angehörigen das selbe Antwortfax wie ich, in dem steht, das es ihnen sehr leid tut, dass es Probleme mit ihrer Ware gab und dass leider trotz sorgfälltigster Kontrollen Fehler auftreten können, man aber bereit ist, das schadhafte Produkt kulant umzutauschen. Super!
Mal ganz kurz, da können auch die Fachgeschäfte nichts dran ändern, die trifft keine Schuld. Zu denen kannst du, wenn du überlebst, wenigsten noch hingehen und sagen, hier regel das für mich.
Aber vielleicht ist es tatsächlich so, dass der echter Pilger kein Zelt mitzunehmen hat und gefälligst in vollen, von allen möglichen Körpergerüchen aromatisierten Herbergen übernachten muss. Vielleicht ist das so. Über den echten Pilger habe ich bereits aus diversen Anlässen etwas vorbereitet, was ich dann die kommenden Tagen mal an dieser Stelle zum Besten geben werde.
Gestern am 06. Juli bin ich am frühen Nachmittag in Limoges angekommen und habe um ein paar Stunden das Tour de France Spektakel verpasst. Ich sah nur noch Plakate und Aufräumarbeiten.
Limoges ist die wohl größte Stadt zwischen Köln und San Sebastian und ich war gestern so beeindruckt, dass ich noch einen Tag durch die Altstädte schlender werde. Ja, Altstädte! Es waren ursprünglich zwei Städte, sodass es noch heute zwei Altstadtkerne gibt. Allein der botanische Garten ist so sensationell, dass ich da auch noch mal hin möchte.