10. Kustom Kulture Bottrop

Kustom kultiges Treffen der US Car & Bad Ass Bike Szene

Text und Fotos: Peter Su Markus
Das Gelände um den Flugplatz Schwarze Heide bei Bottrop stand in diesem Jahr zum 10. Mal zu 100% im Zeichen der Kustom Kultur. Die Veranstaltung, die 2003 als ein Treffen im engsten Kreise der zu diesem Zeitpunkt noch überschaubaren Hod Rod und Kustom Kultur Szene ihren Anfang genommen hatte, entwickelte sich neben den ebenfalls fest etablierten großen Veranstaltungen im Osten der Republik über die Jahre zu einer der absoluten Top Veranstaltung der westdeutschen Anhänger der ursprünglich in den USA verwurzelten Kustom Kultur.

Mit seiner grenznahen Lage, stellt die Bottroper Kustom Kultur inzwischen auch im Kalender der Hot Rodder aus den Niederlanden und Belgien einen festen Termin dar. Während sich aus dem Norden vor allem Besucher aus Dänemark und Schweden auf den Weg nach Bottrop machten, reicht das Einzugsgebiet der Veranstaltung im Süden über Frankreich und die Schweiz bis nach Italien und Spanien und führte damit zu einem babylonischen Sprachgewirr unter und zwischen Künstlern, Händlern und Besuchern, aus dem sich nach kurzer Zeit englisch als allgemein gültige Verständigungssprache durchsetzte.

Mit zunehmend skeptischem Blick auf die für Bottrop gültigen Wettervorhersagen der letzten Tage vor der Veranstaltung, sah es zunächst eher schlecht aus. Kühl sollte es werden und Regen sollte es geben. Obwohl die kräftigen Niederschlagsmengen der Vortage das Gelände nicht nur in weiten Bereichen in einen Reifen saugenden Morast verwandelte, sondern darüber hinaus die Veranstaltung mit einem kleinen See im Zentrum des Geschehens beglückte, zeigte sich der Wettergott ab dem Eröffnungstag von einer deutlich besseren Seite. Mit einem kurzen aber kräftigen Schauer wies er am Freitagnachmittag noch einmal mit Nachdruck mehr als deutlich auf seine Möglichkeiten hin, um sich dann in Folge friedlich zu geben.

Da die teilnehmenden Fahrzeuge, bevorzug amerikanischer Herkunft, mit einem Alter von pre `65 innerhalb des Geländes vorab gemeldet werden mussten, bezifferte der Veranstalter deren Zahl bereits im Vorfeld auf 250 Cars und 150 „Bad Ass Bikes“. Bikes die, wie auch die meisten der Hot Rods, vor allem von der Fraktion der Low Budget Selbstschrauber gestellt wurden und auf Grund ihrer zum Teil extremen Problemlösungen, mit einem hohen Faktor an Kreativität und Spaß zu überzeugen wussten. Bemerkenswert scheint mir dabei das unbedingte kollektive Bad Ass mäßige Bedürfnis, die Bikes allem handwerklichen Geschicks in Aufbau und Umsetzung zu trotz, so verwanzt wie möglich aussehen zu lassen.

Ob alle im Vorfeld gemeldeten Fahrzeuge tatsächlich angereist waren, spielte angesichts der großen gebotenen Vielfalt an Fahrzeugen auf dem Gelände keine besondere Rolle. Mit den Fahrzeugen auf dem Campingplätzen und den weitläufigen Parkplätzen werden es in jedem Fall deutlich mehr gewesen sein. Und auch was die Zahl der Besucher angeht, dürfte es von Seiten des Veranstalters keinen Grund zur Klage gegeben haben. Möglicherweise lag es an dem vorhergehenden Feiertag, den viele als Brückentag genutzt haben werden, dass sich bereits am Freitag mitunter längere Schlangen an den Kassen bildeten.

Wer also am Freitag mit dem Gedanken und dem Vorsatz angereist war, sich wie in den vergangenen Jahren möglich, in Ruhe zwischen den eintreffenden Hot Rods bewegen zu können, sah sich schnell eines besseren belehrt. Der bisherige Geheimtipp der freitäglichen Fotojagd, dürfte sich inzwischen erledigt haben. Den aktuellen Geheimtipp werde ich zur Wahrung meines eigenen Interesses an dieser Stelle nicht preisgegeben.

Die langen Schlangen, die sich bereits am frühen Samstagmittag vor den Kassen bildeten, ließen bis in die späten Nachmittagstunden kaum nach und so war der Platz um die anwesenden Künstler, Händler und Fahrzeuge an beiden Tagen mehr als gut gefüllt.

Das es gerade den Teilnehmer der frühen Jahre inzwischen längst zu voll geworden ist, dürfte bereits seit einigen Jahren kein Geheimnis mehr sein. In der Summe wird die größte Zahl der Besucher in Bezug auf das Gebotene jedoch mehr als zufrieden gewesen sein.

Gut vierzig Künstler aus aller Welt wurden vom Veranstalter im Vorfeld genannt und die meisten von ihnen hatten sich auch tatsächlich auf den Weg gemacht, um sich in Bottrop mit ihrer Kunst zu präsentieren oder sich aktiv bei der Umsetzung neuer Werke beobachten zu lassen. Auch wenn in diesem Jahr wieder zahlreiche Fans der Kustom Kultur die einmalige Gelegenheit nutzten sich ihre Fahrzeuge, Helme, Tanks, Schutzbleche oder sonstige Gebrauchsgegenstände von einem der angesagten Lack- und Pinstripekünstlern der Szene veredeln zu lassen, hatte ich das Gefühl das dieser Angebotsbereich in diesem Jahr deutlich weniger genutzt wurde als in den Vorjahren.

Neben den Künstlern brachten die ebenfalls zahlreich vertretenen Händler an einer langen Reihe von Ständen nahezu alles unter das Volk, was die Queen und der King of Cool zur Coolness benötigten. Und so zeigte sich Händler und auch Kunden am Ende zufrieden, auch wenn einige der Bottrop nahen Händler in den Wochen vor der Kustom Kultur einen deutlichen Einbruch ihrer Einnahmen zu verzeichnen hatten.

Wenn die Kohle in der Krise nicht mehr so locker sitzt wie in den vorhergehenden Jahren, wird halt auf eine solche Veranstaltung hin gespart. Doch wenn diese Ersparnisse auf der rast- und ruhelosen Suche nach dem Heiligen Gral des Konsums dann doch wieder bei den Händlern landen, die sie sowieso einkassiert hätten, dürften wohl alle Seiten zufrieden sein und mit dem zusätzlichen Bonus der Aura des Festivals versehen, wird der eine oder die andere möglicherweise tatsächlich mehr Freude an seinem dort getätigten Kauf finden.

Wie schon im Vorjahr, habe ich mir auch in diesem Jahr mit dem 1/8 Meilen Rennen den eigentlichen Kern der Veranstaltung verkniffen und stattdessen lieber wieder die Gelegenheit genutzt unter der Klangkulisse der auf der Strecke dröhnenden Motoren die Ruhe auf dem Gelände zu genießen und entspannt das eine oder andere Foto von den Fahrzeugen zu schießen, die nicht am Rennen teilnahmen. Verpasst habe ich mit meiner Entscheidung, dass ein Harley Treiber von einem Vespa Roller Cruiser abgeledert wurde und dem Spitzenreiter unter den vierrädrigen Boliden der Motor um die Ohren geflogen ist. Bekommen habe ich ein paar schöne Bilder von schönen Autos ohne störende Köpfe, Arme oder Beine. Es hat halt alles seinen Preis oder wie es der Bad Ass Biker so schön auszudrücken vermag: „Ass, Grass or Gas …. Nobody rides for free!“.

Fazit:

Auch die 10. Kustom Kulture war dem einen zu feucht, dem anderen zu trocken. Dem einen zu laut, dem anderen zu leise. Dem einen zu kalt, dem anderen zu warm. Dem einen zu voll, dem anderen nicht voll genug. Dem einen zu kommerziell, dem anderen nicht kommerziell genug. Dem einen zu schrill, dem anderen zu farblos. Für den einen waren es zu wenig Fahrzeuge, für den anderen zu viele.

Wie in den vergangenen Jahren konnten sich die Gemüter auch in diesem Jahr auf Grund der Angebotsvielfalt wieder auf so wunderbare Weise an allem und jedem erhitzen und reiben. Auch wenn man eigentlich schon im Vorfeld geahnt hat, das es wieder schön/schrecklich oder schrecklich/schön sein wird, sind die meisten trotzdem gekommen. Und auch wenn das letzte Fahrzeug das mir auf meinem Weg nach Hause am Rande des Geländes begegnete ein V8 befeuerter Leichenwagen war, wird es wohl auch im nächsten Jahr Anfang Juni wieder heißen: „Die 11. Kustom Kulture in Bottrop war dem einen zu ...!