Walter Christaller : Theorie der zentralen Orte

Christaller, Walter ( 1893-1969), deutscher Geograph, der erstmals quantitative und statistische Methoden in die Geographie einführte. In den dreißiger Jahren studierte er Agrargeographie und Städteplanung in Süddeutschland. Er ist insbesondere bekannt für seine theoretischen Arbeiten über urbane Zentren: die Rolle von Groß- und Kleinstädten bei der Versorgung einer Region mit Gütern und Dienstleistungen. Sein Hauptwerk Die zentralen Orte in Süddeutschland verfasste er 1933.

Dem deduktiven System Christallers lagen folgende Prämissen zugrunde :

Homogenität

Ökonomie

Christaller tätigte nach der Festlegung der Prämissen die folgenden Überlegungen:

Abb.1 : Ein Produkt mit einem hohen Preis wird weniger nachgefragt als ein als ein Produkt mit einem niedrigen Preis. z.B. Ferrari (hoher Preis, geringe Nachfrage) und einen VW Golf (billig, hohe Nachfrage).
christal2.gif (3835 Byte) Abb.2 : Ein Produkt das weit entfernt vom Wohnort des Verbrauchers angeboten wird , hat eine geringere Nachfrage als ein Produkt welches in der Nähe zu bekommen ist . Ausschlaggebend ist der Aufwand zur Überbrückung der Entfernung . Die Transportkosten erhöhen zwangsläufig den Preis, die Nachfrage sinkt.
Abb. 3 :  A = Absatzort eines Produktes. Am gleichzeitigen Wohnort A ist die abgesetzte Menge am größten, weil unter der Vorrausetzung das der Preis überall gleich ist, bei B mit höheren Transportkosten zu rechnen ist.

Abb.4 : So sieht die Situation aus der Draufsicht aus. Was passiert aber mit den Leuten die noch weiter entfernt vom Produktionsort entfernt leben?

Abb.5 : Um die Versorgung mit einem bestimmten Gut zu gewährleisten kommt es nun zur gleichmäßigen Verteilung der Produktions- bzw. Verkaufsstätten im Raum. Nachteil an diesem Modell, die roten Bereiche bleiben unversorgt. Wichtig sind nun auch die angenommenen Prämissen der Ausdehnung, Preisgleichheit usw.

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Abb.6 : Bei Überschneidungen der Kreise kommt es allerdings zur Überversorgung. Zu viele Händler müßten sich die selben Kunden teilen.

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Abb.7 : Die optimale Form der Marktgebiete Stellen gleichseitige Sechsecke dar. Hexagonale Marktgebiete ermöglichen die Versorgung des Gesamraumes zu minimalen Transportkosten. So könnte in diesem Beispiel am Ort A Schuhe verkauft werden, während im Zentrum der roten Sechsecke Bäcker zu finden sind. So gibt es auf der gleichen Fläche doppelt so viele Bäcker wie Schuhverkäufer. Es lassen sich natürlich noch größere und kleinere Marktgebiete erschließen. Das System ist folglich beliebig erweiterbar.

Abb. 8 : Aus solchen Mehrproduktemodellen lassen sich folgende Schlüsse über die Eigenschaften des Systems zentraler Orte ziehen:
  • Jedes Gut (hier A, B, C) hat seine eigene Reichweite
  • Je größer die notwendige Nachfrage nach einem Gut ist, und umso größer die untere Grenze der Reichweite diese Gutes ist, desto höher ist die Zentralität diese Gutes. So hat ein Fahrradgeschäft (z.B. A) eine höhere Zentralität als eine Bäckerei (z.B. C). Die Dienstleistung einer Hochschule (z.B. A) eine höhere Zentralität als die Dienstleistung einer Berufsschule (z.B. B) die wiederum eine höhere Zentralität wie Poststellen (z.B. C) aufweist.

Für die Praxis ergab sich aus Christallers Überlegungen zur Zentralität folgende Einteilung :

Unterzentren

  • Unterste Verwaltungsbehörde
  • Post
  • Kirche
  • Mittelpunktsschule
  • Geschäfte der Grundversorgung
  • Apotheke
  • Arzt und Zahnarzt
  • Sparkasse
  • Bäuerliche Genossenschaft

Mittelzentren

  • Alles aus den Unterzentren
  • Vollausgebaute höhere Schule
  • Berufsschule
  • Krankenhaus
  • Facharzt
  • Notare Anwälte
  • Steuerberater
  • Kulturelle Angebote

 

Oberzentren

  • Alles aus den Mittelzentren
  • Waren- und Kaufhäuser
  • Spezialgeschäfte
  • Hoch- und Fachschulen
  • Spezialkliniken
  • Theater
  • Museen
  • Regionalbehörden
  • Wirtschaftsgebäude

deduktiv : das Besondere, den Einzelfall aus dem Allgemeinen ableitend;

Prämisse ist die Voraussetzung, aus der ein logischer Schluß gezogen werden kann. Bei unterschiedlichen Schlußfolgerungen ist darauf zu achten, auf welchen Prämissen die Meinungsverschiedenheiten beruhen.