31.08.16 Fast drei Tage Lugo

29. August

Heute bin ich in Lugo, ich nenne es mal die Kreisstadt angekommen. Die Berge haben mir anscheinend gut getan, denn ich bin die 23 km in Bestzeit gelaufen.
In den letzten Tagen hatte ich einen emotionalen Durchhänger. Oder habe ich seit zwei Tagen einen emotionalen Durchhänger?
Nach einer solchen Reise, kurz vor ihrem Ende zu stehen, kommt doch heftig. Gestern sagte ein Berliner zu mir, in Lugo kannst doch die nördliche Variante gehen, dann hast noch mal zusätzlich 60 km und musst deine Etappen nicht so winzig machen.
Ich habe es mir zwar angesehen, habe mich aber bereits mit dem Abwandern in Slowmotion angefreundet, so dass ich jetzt nicht wieder was neues anfange.
Eben war ich bereits in der privaten Herberge und habe mich dort für morgen und übermorgen eingebucht. Heute nehme ich noch mal die Pilgerherberge. Die übrigens hier in Galizien einen sehr hohen Standard haben.

30. August

TapaskulturDiese Galizier, in ganz Spanien gibt es unterschiedliche Tapaskulturen. Im nördlichen Mittelmeerraum inkl. der Balearen, ist es eher üblich sich seine Portionen aus Vitrinen die auf der Theke stehen zusammen zu stellen. Da ich mich wie die meisten vorwiegend dort aufgehalten habe, war ich über die Tapasspieße im Baskenland sehr verwundert. In Kantabrien, gab es die Tapas, die man sich in der Karte aussucht in kleinen Schälchen. In Austurien wunderte ich mich etwas über das scheinbare Fehlen der Selben.
Seit einigen Tagen bin ich ja nu in Galizien und habe mich gefreut, dass gelegentlich die Bedienung mit einem Tablet rum lief und Häppchen verteilte. Hier in Lugo, wo die Kneipekultur natürlich eine andere ist als auf dem Land, sieht es noch mal ganz anders aus.
Ich habe mir mein Abendessen im Supermarkt gekauft und in der Herberge warm gemacht. Auf Tapaskultur 2eine Flasche Wein habe ich verzichtet, weil es dann immer etwas viel ist. So bin dann später in die Gassen verschwunden um zwei bis drei Gläser Wein zu trinken. Erste Kneipe, Wein war nicht lecker, Kellner unfreundlich, brachte aber Tortilla. Ich ging weiter zu einer netten kleinen Bar. Sehr guter Rioja, ich bestelle immer den Hauswein und auch da sind die Unterschiede riesig. Also guter Wein, freundliche Bedienung und... es gab Tortilla, auf die ich verzichtete, diese wunderbaren Kroketten mit diesem Käsematch drin, sowie kleine Empanadas, Teigtaschen mit einer Tomatenfüllung. Das wollte ich dann aber ganz genau wissen und ging für das dritte Glas in die dritte Taverne. Auch hier gab es wieder einen Rioja, ein großes Stück Thunfisch-Enpanada und 5 Minuten später einen kleinen Spieß mit frisch, auf den Punkt gebratene Hähnchenstücke. Unglaublich! In der Nachbarkneipe, zog der Kellner mit wieder anderen Leckereien durch die Gäste. Ich habe aber widerstanden und bin Heim in die Herberge zu meinen 21 Zimmergenossen und Genossinnen gegangen.

31. August

Herberge im Tal des Rio Miño mit RömerbrückeDie Privatherberge liegt malerisch im Tal an einem Fluß, unmittelbar am Camino und dem Hinweis, dass es noch 101 km bis Santiago sind. Also bleibe ich noch zwei Tage dreistellig, um morgen am 01. September nach genau vier Monaten zweistellig zu werden.
Ich habe gestern einen gaaanz ruhigen Tag gehabt und das Tal auch nicht verlassen. Heute früh habe ich mir einen Tee mit ins Bett genommen und den Tatort von Sonntag, HAL gesehen. War ja nicht schlecht, oder?
Um zehn ging ich zwanzig Minuten lang den Berg zur Stadt hoch um einen Besichtigungstag einzulegen. Ohne Rucksack war der Berg auch kein Thema. Auf der römischen Stadtmauer habe Römischer Stadtmauer in Lugoich eine komplette Runde gedreht. Beeindruckend, dass sie noch komplett besteht, aber sie gab keine Fotomotive her. Vielmehr gab sie den Blick frei auf viele häßliche Ecken der Stadt. Danach war ich in der Kathedrale, die aus katholischer Sicht eine Sonderstellung in Bezug auf die Monstranz einnimmt, die aber für mich, der das Barock nicht so schätzt, völlig überladen war. Am Gebäude selbst, wurde 700 Jahre lang rumgewerkelt, sodass es alle nur möglichen Baustile aufweist, während der Innenraum von Engeln des barocken Rokokos vollgestopft ist. Wer's mag...
Dann eine Kaffeepause... Zum Glück ist mir vor der Bestellung das Fehlen meines Portemonnaies Kathedrale Santa Maria in Lugoaufgefallen. Super! Berg wieder runter und weil ich noch Lebensmittel für Morgen brauche und es keine Läden im Tal gibt, werde ich mein Sideseeing am späten Nachmittag fortsetzen.
Es war ein schöner Spätnachmittag in Lugo, bei einer Portion Chocolate mit Churroz und später einigen Tapas beim Wein.
Morgen geht es dann weiter, dreistellig nach, jetzt kommts, San Román da Retorta-San Romao. Knapp 19 km. Die nächste größere Stadt wird dann Santiago sein.