04.08.16 Von Pobeña nach Castro Urdiales

Morgenstimmung an der Biskaya Um 06.00 h war in meinem 24 Personen Zimmer die Hölle los. Auf dem Nachbarbett wurde mit einer Stirnlampe hantiert. Die Stirnlampen haben LEDs, sind sauhell und zwar punktgenau, wenn aber so ein Depp seinen Rucksack packt und ständig den Kopf von links nach rechts bewegt, ist das als würde dir jemand seine Stroboskoplampe vorführen. Morgens um sechs. Ich wollte zwar fragen, ob das in dieser Art von Nöten ist, aber mittlerweile war überall Aufbruchstimmung, da war das auch egal. Nur mein Nachbarn zur Linken, störte sich in keinster Weise an der allgemeinen Unruhe. Entweder nimmt der Drogen, oder kompensiert hier auf dem Weg seinen Bornout. Um 20.00 h lag er wie Tod auf dem Bett und selbst als der Herbergsvater mit einem schwungvollen Buenos Dias Pelegrinos! das Licht anmachte, schnarcht er weiter. Und der hat geschnarcht. Irgendwann in der Nacht, habe ich dran gedacht, ihn mit einem Kopfkissen zu ersticken. Im letzten Moment fiel mir die Gleichmäßigkeit des Schnarchens auf, sodass ich meinen Atem synchronisieren konnte und darüber einschlief. Ich dachte, was mit tickenden Uhren funktioniert, klappt auch hier. Es hat ihm das Leben gerettet. Nur als sein Bein tatsächlich meine Matratzengrenze überschritt, es war heute keine Trennwand zwischen den Betten, wurde ich deutlich ungehalten. Da hat sogar das Schnarchen für wenige Minuten aufgehört.
Also eh wach von der Stirnlampe und der allgemeinen Unruhe, konnte ich das Packen des etwas verhuschten Paares beobachten, er, wahrscheinlich Akademiker theoretischer Fachrichtung, Praktiker packen so nicht, so gehen nur Menschen praktische Dinge an, die mit praktischen Arbeiten im Alltag nichts zu tun haben. Jedes Teil wird angesehen, analysiert und jetzt muss damit was gemacht werden. Es wird nicht einfach in den Rucksack gesteckt, stattdessen bewegt sich die Hand so langsam, damit während des Vorgangs noch überlegt werden kann, ob das auch seine Richtigkeit hat. Das Falten des Einmallakens, ein analytischer Blick aufs Laken, langsames hochziehen desselben, erneuter analytischer Blick queeeer faaaalten, erneuter analytischer....
Um kurz vor acht war ich auf dem Weg, der mir direkt nach fünf Minuten 136 Stufen präsentierte. Es gab nur koffein-
freien Tee, so kam jetzt wenigstens der Kreislauf in Schwung. Es ging auf einer ehemaligen Biskaya Küstenweg Bahntrasse unmittelbar der Küstenlinie entlang. Es hat mich echt Zeit gekostet, weil ich keine Gelegenheit auslies den Wellen zuzusehen wie sie an die Klippen klatschen, rauschen, schäumen. Ich habe vor vielen Jahren das Buch Papillon gelesen, in dem beschrieben wurde, dass nur jede neunte Welle ihre volle Kraft entwickelt, wenn sie auf die Küste trifft. Ob es nun jede neunte ist? Auf jeden Fall verlieren die meisten Wellen ihre Kraft, durch die zurückströmenden vorherigen Wellen. Tolles Schauspiel!
Um 11.30 war ich bereits in Castro Urdiales, einer sehr schönen Kleinstadt mit sehr viel Flair. Prima Altstadt mit vielen Tapaskneipen direkt in Hafennähe, große Fischhalle sowie einen sehr schönen Strand. Auf Biskaya-Tour? Unbedingt zwei bis drei Tage einplanen.
Die Herberge ist einfach und eng, 18 Personen auf sehr engem Raum, draußen acht Einpersonenzelte. Die meisten der heute Anwesenden, waren gestern auch dabei. Wenn du neue Leute kennenlernen willst, musst du überspringen, oder mal eine bewusst kurze Etappe einlegen. Der Dauerschnarcher ist auch dabei, diesmal aber am anderen Ende des Raums.
Nach meiner Besichtigungstour war ich um 13.00 h an der Herberge, acht Leute vor mir und ich aß Käse, Tomate und Brot zum Mittag. Eine Dose San Miguel wurde mir ausgegeben. In solch interessanten Städten ist es schon ärgerlich, dass man wegen Platzmangels rechtzeitig an der Herberge sein muss, dann aber zwei Stunden rum sitzt, sodass es sich im Anschluss kaum noch lohnt die zwei Kilometer in die Stadt zu gehen.
Ebbe im HafenDann sitzt du da pünktlich, wegen der Bettensituation vor der Herberge, die Herberge öffnet, die ersten sortieren sich nach ihrem Eintreffen und neben mir steht, 25, langhaarig, blond, Surfertyp. Und weil es doch was anderes ist, als beim Bäcker oder in der ALDI-Schlange, denn da kommst du nur später dran, aber du kommst dran, sagte ich meinem Surfertyp, er ist Deutscher, denk gar nicht dran! Und das schöne an den jungen Leuten ist, sie lamentieren nicht rum, er grinst und stellt sich hinter mich. Immer noch viel zu weit vorne, aber nicht mein Ding.
Während alle auf eine der zwei Duschen warten, wasch ich mich, benutze etwas Deo und mache meine Wäsche, hinter mir standen sehr schnell die ersten Duscher. Warten an der Dusche, warten an der Wäscheschleuder. Ich hasse es mich ständig anzustellen.