14.06.16 Chablis

Das Frühstück war okay! Alles knusprig frisch, selbstgemachte Konfitüre. Es hat durchgeregnet bis knapp nach 12.00, die Wäsche von gestern war noch nass. Tja, häng ich noch einen Tag Chablis dran. Ich habe dann auch mal in der Touristeninformation nachgefragt, es fährt doch um 7.53 ein Bus nach Auxerre, wenn das Wetter morgen genauso ist...
Ich bestelle das Frühstück mal für 7.00 h. Sollte es wider erwarten doch trocken sein, singe ich halt Im Frühtau Zu Berge.
Jetzt ist tatsächlich seit bereits einer Stunde die Sonne draußen. Dann macht eine Besichtigungstour auch mehr Spaß. Meine nächste Übung wird es sein, mich klaglos in die Gegebenheiten, die ich vorfinde und nicht ändern kann zu fügen. Klaglos!
Es ist mir bewusst, dass auch immer eine gewisse Undankbarkeit herausklingt. Dem ist aber nicht so, ich kann es nur auf den Tod nicht ausstehen, wenn sogenannte Köche gleichgültig mit denen ihnen zur Verfügung gestellten Lebensmittel umgehen.
Zwei Beispiele:

1. Gemeinde Schönecken, Eifel, Italiener weil die können Salate, Gemüse als Antipasti, Gemüse in Nudeln...
Der Chef: Hat geschmeckt?
Ich: Wie bei meiner Mutter!
Der Chef: Ah, ist die Mama Italienerin?
Ich: Nein! Und das ist das Problem
Der Chef hält inne und geht ab.
Zwischenfrage: Was ist an einem gemischten Salat mit Salat, Tomaten, Zwiebeln so schwer?
Was kann man an Penne mit Gemüse falsch machen?
Der Chef kommt wieder
Der Chef: Was war nicht in Ordnung?
Ich: Alles war in Ordnung. Und wenn Sie Ihrem Koch für einen italienischen Salat etwas Basalmico und für das Gemüse Pfeffer und Salz spendieren würden, wäre es nicht nur in Ordnung sondern würde auch schmecken.
Er war in seiner italienischen Ehre gekränkt, ändert aber nichts weil der Eifeler an sich, das so okay findet.

2. Chablis, mein Hotel zur Post, das Abendessen ist im Preis inbegriffen.
Tag 1
Bedienung: Wir haben einen Salat....
Ich: okay Salat
Bedienung: Hähnchen mit...
Ich: Ich esse kein Fleisch
Bedienung konsteriert: Ääh, kein Fleisch? Ja, wie soll...
Ich: Gemüse mit Kartoffeln
Bedienung: Gehen auch Pommes?
Ich: Gerne
Bedienung geht ab und bringt nach 5 Minuten den Salat. Er war perfekt, wenn du eine ganze Hand voll fein geschnittne Salamistreifen und drei dicke Scheiben durchwachsen Speck zu schätzen weißt. Der Salat war Klasse, nachdem ich ihn befreit hatte. Übrig blieb ein dicker Haufen Fleischmatsch.
Bedienung: Ääh...
Ich: Kein Fleisch?
Bedienung: Ich habe aber gesagt....
Ich: Ja, ich verstehe nicht gut, habe Salat, Tomaten, Champignons, Zwiebeln verstanden und hab gesagt, ich esse kein Fleisch.
Sie ging ab und war latent beleidigt, was eher auf genetische Blödheit hindeutet.

Tag 2.
Bedienung: Als Vorspeise einen Kartoffelsalat?
Ich: Wenn ohne Fleisch
Bedienung: Guckt mich an als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank und sagt: Kartoffelsalat?...
Ich: Okay
Bedienung bringt Kartoffelsalat und ich denke, okay erste handelsübliche Majonaise seit vier Jahren. Die Brille liegt noch neben mir und ich denke: Für Kartoffel etwas weich. Schmeckt auch lecker nach Fleischwurst. Mit Brille sah ich dann, dass ein Drittel des Kartoffelsalats aus Fleischwurstscheiben bestand. Normalerweise bin ich immer sehr zurückhaltend was die Privatsphären der Einheimischen im Kneipenbereich angeht... Ich mit dem Teller in den vollen Schankraum. Es ist interessant, willst du, dass es irgendwo ruhig wird so schicke einen Fremden rein. Ich also zur Theke, wo die Bedienung schon lauerte. Ist das hier kein Fleisch? Kein Fleisch? Sie konnte sich so eben, aber so eben das Aufstampfen verkneifen, als sie mir den Teller aus der Hand nahm und Richtung Küche polterte.
An diesem Abend wurde jeder Gang zu meinem Tisch, mit lautem Auftreten unterstrichen.
Der Hauptgang Fisch, entpuppte sich als Fischterrine an Gemüsereis in dicker Mehl-Sahnesoße. Ich hoffe, dass ich die Sahne gut abgekratzt habe, weil sonst mein Darm abkratzt.
Als Dessert bestellte ich Käse. Und das erste Mal wurde ich gefragt: Fromage blanc?
Ich: Ääh...
Bedienung: Fromage blanc!
Ich: Fromage blanc!
Bevor noch ein blauer oder grüner Schimmelkäse dabei ist...
Gekommen ist eine Mischung aus Quark und Frischkäse und ich hoffe nur, dass ich das alles aushalte. Wenn nicht, wird es seinen Grund in der Zukunft finden, oder?
Was ich sagen wollte: Beispiel eins klingt und schmeckte nach Langeweile und Gleichgültigkeit, das darf man nicht einfach hinnehmen.
Beispiel zwei ist dagegen eher Blödheit, die vielleicht zu nehmen ist wie schlechtes Wetter. Es werden irgendwann auch wieder schlaue KellnerInnen kommen. Und vielleicht sollten wir auch daran denken, was unser Bruder Jesus vor ca. 2000 Jahren sagte: Seelig sind die, die geistig einen Sprung in der Schüssel haben. Und uns glücklich schätzen, dass wir diesen Himmelsstürmern so nahe sein dürfen. Oh Herr, Deine Prüfungen sind oft unergründlich!
Kurze Erklärung für die nicht Eingeweihten: Ich leide unter einer chronischen Darmentzündung, einer Colitis Ulcerosa. Einer Autoimmunerkrankung, die man sagt, zu einem Teil psycho-somatische Hintergründ hat und zum anderen Teil in der Ernährung begründet wird. Getestet und als nicht gut befundet wurden, billiger Gouda und rohe Äpfel und ganz übel sind Sahne und Eier. Also bin ich vor vier Jahren dazu über gegangen mich rein vegan zu ernähren, wobei mir Fisch und Fleisch nichts ausmachen. Das Ergebnis war, dass ich in den vier Jahren nicht einen einzigen Schub bekam, wo andere mit dieser Krankheit froh sind, wenn sie mit zwei Schüben im Jahr auskommen, in den denen sie mit Wärmflasche und Zwieback 3-7 Tage im Bett liegen. Im Hinblick auf meine, diese Reise habe ich bereits im Vorfeld Fisch und Käse trainiert. Und von daher immer meine Sorge, dass es irgendwann zuviel wird.