Angekommen bei den Pilgern.
Die Empfangsnonne machte mich darauf aufmerksam, dass um 19.00 h ein Besuch des Gottesdienstes in der angrenzenden Kirche der Dreifaltigkeit erwünscht sei. Es war der erste Gottesdienst in Spanien. Kein Wort verstanden, aber da die katholische Liturgie immer die gleiche ist, war nach einem bestimmten Sing Sang klar was als nächste kam. Am Ende wurden die Pilger gebeten zu bleiben und nach vorne zu kommen.
Stuhlkreis mit Nonnen Der Pastor begrüßte uns mit Handschlag und ein paar freundlichen Worten zu dem jeweiligen Heimatland, das er zuvor erfragt hat. Eine Schwester spielte Gitarre, während er ein allgemeines Gebet über uns Pilger sprach. Als er bei den persönlichen Segnungen seine Hand auf meinen Kopf legte, konnte ich mich nur noch schwer zusammen reißen. Ich bin einfach zu sensibel für so'n Zeugs! Vielleicht ist es der fehlende Segen des eigenen Vaters, der solche Reaktionen hervorrufen. Auf der anderen Seite heul ich andauernd in der Kirche. Das ist ein Qualitätsbarometer. Wenn ich nicht heulend aus dem Gottesdienst komme, war der aber so richtig schlecht.
Nach dem Segen, trafen wir uns in einer Kapelle zu einem großen, wie soll es anders sein Stuhlkreis. Diesmal war auch noch ein Haufen Farbiger dabei, eine Intergrationsgruppe aus Madrid die bereits den zweiten Tag da war und sich ihren Segen bereits abgeholt hatten. Gruppentherapie, jeder sagt wie er heißt, wo er herkommt und warum er unterwegs ist. Zwischendurch wurden spanische Pilgerlieder gesungen, Die Gitarrenschwester war auch dabei und eine Trommel wurde weitergereicht. Abgesehen davon, dass es Menschen in allen Nationalitäten gibt, die meinen, sobald sie einen Stuhlkreis sehen ihr Leben ausbreiten zu müssen, war auch diese Stunde vor dem gemeinsamen Abendessen, sehr gelungen, sehr schön. Die Kameruner aus der Intergrationsgruppe, es gab auch welche aus anderen afrikanischen Staaten, gaben noch ein Pilgeresssnafrikanisches, aber in französischer Sprache gesungenes Lobpreislied zum Besten, das von allen mitgesungen werden konnte und auch sehr gehaltvoll war.
Danach das gemeinsame Abendessen, nach dem noch eine Dreiviertelstunde Zeit war, ein Glas Wein zu trinken, um dann pennen zu gehen.
Die Nacht war okay, wenn sich auch ein Bett jedesmal ganz böse über den stark übergewichtigen Pilger aus Osteuropa beklagt hat, wenn sich der oben auf dem Etagenbett gedreht hat. Mein Lieber...
Kurz vor acht war ich wieder draußen, das hat sich mittlerweile so eingespielt. Habe noch etwas gefrühstückt und bin dann die viereinhalb Kilometer am Strand lag zur Fähre gelaufen.
Die Herberge macht erst um 12.00 h auf, aber ich habe den Unwissenden gegeben, bin dem BoatpeopleHerbergsvater in die Arme gelaufen und durfte meinen Rucksack bereits abstellen. Bekam einen Schlüssel und wurde gebeten erst um eins wieder zu kommen, wegen zusätzlicher Anstreicharbeiten die bis dahin noch gemacht werden müssen. Nein, auch das kann ich nicht auf Spanisch, ich stand aber neben dem Anstreicher, als er es mir erklärte.
Oh mein Gott, jetzt läuft hier gerade diese Entensong auf Spanisch. Volksfest auf der Plaza in Santoña! Ich trinke meinen zweiten Earl Grey und habe bereits meinen heutigen Blogeintrag fertig. Na ja, morgen wird es mit 29 km entsprechend anstrengender.
Nachtrag: Was ich doch ein von den Göttern Begünstigter bin... Da habe ich den letzten freien, nicht reservierten Platz bekommen.