George Sand La Châtre Bereits vor 8.00 h hatte ich das Zelt abgebaut und den Rucksack gepackt. 20 km lagen heute vor mir, mein Ziel La Châtre, die Stadt von Aurore Dupin. Kennst Du nicht? Ich jedenfalls kannte sie nicht. Aurore Dupin ist die Schriftstellerin, die unter dem Pseudonym George Sand schrieb.
Der Tag hat mich reichlich beschenkt: Er ist trocken geblieben, was nun nicht selbstverständlich ist. Ich habe in einem See meinen ersten Biber gesehen. Zuerst dachte ich es könnte auch eine Bisamratte sein, aber ein kurzer Blick auf den breiten Schwanz, zerstreute alle Zweifel. Später, als ich von einer Brücke auf einen Bach schaute, kam ein Wiesel aus dem Gebüsch zum Ufer des Baches, sah mich an, entschied, dass ich weit genug entfernt war und verschwand erst als es am Bach getrunken hatte. Ich empfinde sowas als tolle, seltene Erlebnisse. Ich habe einem Pastor Kirschen geklaut. Das musst man sich vorstellen, da steht an einer Kirche ein Kirschbaum direkt unter einem sehr großen Kreuz, an dem sogar ein Jesus hängt und neben dem Baum steht ein Schild, dass das Pflücken der Kirschen verboten sei, weil diese der Kirche gehören. Ich sah zum Kreuz hoch und ich meine Jesus okaaay sagen gehört zu haben. Sie waren noch nicht ganz reif aber schon sehr aromatisch. Eine Frau die gerade dabei war ihren Marktstand aufzubauen, sah mich mit diesem Können-sie-nicht-lesen-Blick an, worauf ich ihr sagte, er hat sagen okay! (Ich habe noch keine Vergangenheitsform gelernt). Am 07.07. läuft mein Babbel-Französisch-Abo aus. Ich denke, dass mir für die nächsten Monate ein Spanisch-Abo zulegen werde. Wenn ich auch ein linguistisches Chaos befürchte.
Sie war heute sehr auffällig, die Entwicklung in der Natur. Es standen noch einige Kirschbäume am Wegesrand. Und ich musste daran denken, dass ich vor einigen Wochen in der Eifel noch gedacht habe, dass die Kirschen doch noch eine Weile brauchen. Auch das Getreide war noch völlig grün. Heute habe ich das erste Mal gedacht , dass in Kürze geerntet wird und dass es dann knapp wird auf den Feldwegen mit den Mähdreschern. Und ehe ich mich versah musste ich dem ersten Mähdrescher Platz machen und stand neben dem ersten gemähten Feld in diesem Jahr.
Etwas schade finde ich es, dass es hier in Frankreich, zumindest auf meinem Weg, keine Waldbeeren, sprich Blaubeeren gibt. Auch da sah ich in der Eifel jede Menge grüne Beeren und freute mich auf die Erntezeit, die für mich aber nicht kommen sollte. Anscheinend ein Privileg der Nordländer. Die Bodenbeschaffenheit hier gibt es wohl nicht her. Wusste Ihr, dass unsere Buche im Europäischen Schutzprogamm FFH aufgenommen wurde? Sie droht zwar derzeit nicht auszusterben eher wächst sie wie Unkraut, es gibt sie allerdings nur auf sehr begrenzten Raum. Und somit stellt sie eine Besonderheit dar, die schutzwürdig ist. FFH steht übrigens für Flora, Fauna, Habitat. Sprich Pflanzenwelt, Tierwelt und Lebensraum.
Als ich nach 20 km in La Châtre ankam, war der Campingplatz bereits ausgeschildert und ich hoffte auf eine weitere trockene Nacht. Nachdem ich fast eine Stunde gegangen, war erfuhr ich von zwei Jüngst, dass der Campingplatz bestimmt noch 3 km entfernt sein. Von dieser Stelle aus gab es eine Abkürzung in die Stadt, Hotel Notre Dame. Ich könnte diesen Autoren an einen Baum fesseln, ihn mit Zuckerwasser überschütten und den Ameisen überlassen. Um dann zu sagen, das hast jetzt davon.