20170926 100 Nicole 1Wenn man sich in der Gegend um Las Vegas befindet und sich in seinen Gedanken mit dem Sinn des Lebens im allgemeinen und dem des eigenen Lebens im speziellen beschäftigt, wird man sehr schnell feststellen, dass hier Welten aufeinander prallen. Während ich mich immer weiter in mich selbst zurückziehe, gibt hier eine geballte Konzentration auf das Außen den Takt des Lebens an.

Auch wenn es überheblich klingen mag, habe ich das Gefühl das in den USA so gut wie jedes Klischee mit Leidenschaft offen vor sich her getragen wird und es den Menschen, die diese Klischees erfüllen, völlig egal zu sein scheint, dass sie sich scheinbar freiwillig und ohne jede Not selbst in einen Rahmen pressen, über den ich nur mit dem Kopf schütteln kann.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, schalte ich mal wieder den Fernseher ein und bleibe an einer Werbung mit und um Nicole hängen. Mal davon abgesehen, das diese Nicole über eine Persönlichkeit zu verfügen scheint, die nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen lässt, dass sie zu 100% im Leben steht. Scheint das Interesse der Amerikaner groß zu sein, sich selbst in ihren eigenen 100% zu entdecken und es geht in der Werbung um und mit Nicole darum genau dies zu bewerkstelligen. Genauer gesagt geht es um einen Gentest. Und es gibt wohl auch schon unterschiedliche Anbieter, die einen solchen Gentest über ihre Werbung an den Mann oder die Frau bringen wollen.

Was ihre genetischen Anteile angeht, lassen sich Nicoles Wurzeln laut Test in Jamaika, Afrika und Skandinavien finden. In Jamaika bezwingt sie nun einen Jamaikaner im Schach, in Afrikaner tanzt sie mit Afrikanern durch die Landschaft und beim Auftauchen aus einem skandinavischen Fjord springt ihr vor Lebensfreude beinahe der Busen aus dem Badeanzug. Eindrucksvoller könnte Nicole dem Betrachter ihre 100% kaum präsentieren. Was das mit dem Gentest aber nun genau bringen soll, wird mir allerdings nicht sofort klar.

Dazu benötige ich die Hilfe eines Amerikaners, der sich mir in der Werbung eines anderen Testanbieters in Lederhosen präsentiert und etwas von Bratwurst und Sauerkraut erzählt. So wie es aussieht, hat sich dieser Amerikaner in der festen Überzeugung seine Wurzeln lägen in Deutschland, auf die deutsche Kultur oder zumindest auf das was er für die deutsche Kultur hält eingeschossen. Nun hat auch er diesen Test gemacht und erfahren, dass seine Wurzeln nicht in Deutschland, sondern in Schottland zu finden sind. In der nächsten Einstellung trägt er demensprechend bereits Kilt und ist dabei seine Lederhose zu entsorgen.

So ist das also mit dem Gentest. Wer nicht weiß woher er kommt und zu sich und seinen Wurzeln finden will, der lässt einfach diesen Test machen und kann danach zumindest mit Sicherheit sagen, woher seine Vorfahren kommen. Angeblich soll das den eigenen Horizont erweitern und das Bewusstsein in Richtung anderer Kulturen öffnen.

Nutzen wird es wohl vor allem dem Anbieter, der auf diesem Weg zu einer ungeheuren Datenmenge kommt, für die er am Ende nicht nur vom eigentlichen Auftraggeber entlohnt wird, sondern auch noch von jedem ein Honorar kassieren wird, für den der Handel mit Daten von Interesse ist und damit den Kreislauf der Werbung schließt. Ob es allerdings wirklich zu dem Gefühl, sich zu 100% zu spüren beiträgt, wage ich an dieser Stelle mal zu bezweifeln.

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