Zuerst studierte Brunswik
Ingenieurswissenschaften, erhielt aber dann 1927 unter Karl Bühler in Wien den Dr.phil. Er wird in Verbindung gebracht mit der Etablierung des ersten psychologischen Laboratoriums in der Türkei, während einer Gastprofessur in Ankara von 1931-1932. Auf Tolman's Einladung hin, zog er 1935 nach Amerika zur University of California at Berkeley. In einer Monographie von 1934 veröffentliche Brunswick die wesentlichen Ideen für seinen "probabilistic functionalism" (=wahrscheinlicher Funktionalismus), außerdem "The conceptual framework of psychology" (Konzeptueller Rahmen der Psychologie) als eine vollständigere und geschlossene Ausführung seiner Vorstellungen. Ein Organismus erlernt den Gebrauch von genaueren Stichworten über den Grad hinaus, daß diese Stichworte hilfreich sind, eine distale Situation (=abstrakte, in der Ferne liegende) vorhersagen zu können: Seitdem wir gerade angemessene Informationen über unsere Welt haben - außer unter speziellen, seltenen Umständen -nehmen wir Erlebnisse hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit wahr: die häufigsten vorausgegangen Erfahrungen unter den vorherrschenden Umständen werden wiedererwartet. Um den Vorgang der Wahrnehmung zu verstehen, braucht der Forscher einfach nur eine "ökologische Erhebung" zu machen - eine natürliche Umweltstudie über die Art und Weise der Alltagsgeschehnisse. Im Falle von Menschen und Tieren, unterstreicht Brunswick die Bedeutung des Studiums der Umweltbedingungen in denen die Organismen leben, sowie die Bedeutung der Organismen selbst. Seine Anmerkungen zur Wahrscheinlichkeit machen ihn zum intellektuellen Vorreiter von W.K. Estes. Wegen seiner Arbeit zur Form- und Größenkonstanz wurde Brunswick von einigen zu den Gestaltpsychologen gezählt, was er allerdings vehement verneinte. Ohne Zweifel würde sich ein prominenter
Gestaltpsychologe schwer damit tun, die Vorstellung, Gesetze zur Wahrnehmungsorganisation seien erlernt, zu akzeptieren.
(T.L) |
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