Custombike Fukker Wettbewerb 2016 / Teil 3

Akashi Sweets

Alles runter und was dann?

Der bloße Entschluss, ein von seinen Konstrukteuren bis ins letzte durchdachtes Motorrad von der Summe seiner Teile zu befreien, es bis auf die grundlegende Basis frei zu legen, sich auf den Erhalt der wichtig scheinenden Teile, wie dem Motor, dem Rahmen und die Räder zu konzentrieren und den Rest in die Tonne zu befördern, dürfte in der Custom Szene an sich noch nichts Besonderes darstellen.
Unzählige dieser Entschlüsse werden tagtäglich in den Hinterhofschrauberbuden dieser Welt gefasst und in vielen Fällen dürfte in der Folge wohl auch zur Tat geschritten und zum Werkzeug gegriffen werden. Am Ende dürften es jedoch nicht alle dieser durchaus ambitionierten Vorstellungsprojekte wieder zurück auf die Straße schaffen. In diesem Zusammenhang würde mich die Zahl der Projekte interessieren, die bereits in der ersten Phase der Demontage einer möglichen Basis ins Stocken geraten und ein eher unrühmliches Ende als Projektkiste auf irgendeiner Internetplattform finden.
Custombike Fukker - Kawasaki GPZ 550 - Akashi SweetsCustombike Fukker - Kawasaki GPZ 550 - Akashi SweetsCustombike Fukker - Kawasaki GPZ 550 - Akashi Sweets
Das Thema der Projektsaufgabe dürfte also vielen Garagenschraubern vertraut sein und auch ich konnte bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln. Wobei es in meinem Fall eher an ambitionierten Pseudoprofies lag, die in der offenkundigen Selbstüberschätzung ihrer geistigen und/oder handwerklichen und/oder kreativen Fähigkeiten meine mit ihnen geplanten Projekte nicht zum Abschluss bringen konnten. Doch dies ist ein eher heikles Thema, mit dem sich weder die Macher und Lenker der Custombike Szene, noch deren Chronisten gerne auseinandersetzen und es dementsprechend kaum allgemein nachvollziehbar bearbeiten wollen, obwohl sie die Möglichkeiten dazu hätten. Also zurück zum eigentlichen Thema.
Blicke ich auf meine eigenen Lebensprojekte zurück, kann ich mit Zufriedenheit feststellen, dass ich vieles von dem, was ich in meinen Leben begonnen habe, auch zu einem für mich positiv empfundenen Abschluss bringen konnte. Das werkeln an motorisierten Fahrzeugen, betrachte ich ähnlich wie einer meiner Konkurrenten in diesem Wettbewerb als eine Art Therapie, mit der ich dem Wahnsinn des "normalen" Miteinanders unserer Gesellschaft auf einer für mich gesunden Ebene entgegenwirken kann. Eine angenehme und vor allem stressfreie Form der geistigen und auch körperlichen Betätigung, in der die Möglichkeit eines Scheiterns fern jedes gesellschaftlichen Erwartungsdrucks kaum eine Rolle spielt.
In der Umsetzung meiner Ideen geht es mir darum einen Gedanken über eine imaginäre Ebene hinaus in eine real greifbare Welt zu übertragen. Das Ausloten, dessen was geht, was Sinn macht und sich dabei mit möglichst einfachen Mitteln umsetzen lässt. Was klappt, klappt, was nicht klappt, landet in der Tonne. So einfach und entspannt sehe ich das mit dem Custom Gedanken und auch wenn ich mich in diesem Projekt in einem Wettbewerb zu anderen befinde, steht für mich der Spaß am Tun und die damit verbundene innere Zufriedenheit im Vordergrund. Gleichzeitig muss ich jedoch zugeben, dass der in diesem Fall gefasste Entschluss, die gewählte Basis von allem Überflüssigen zu befreien, leicht zu einer beklemmenden Leere in der Garage führen kann. Überflüssig scheinenden Teile sind schnell lokalisiert und die Müllsäcke schnell gefüllt. Doch was dann?
Auf den Kunststoffmüll der Verkleidungsteile zu verzichten, fällt mir leicht. Doch die dabei entstehenden Löcher wollen sinnvoll gefüllt werden. Und dann gibt es die Teile, die obwohl sie mir überflüssig scheinen, ein Motorrad trotzdem aufweisen sollte, um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Es ist keine Frage, das der in der Frontverkleidung verbaute Scheinwerfer ebenso in der Tonne landet, wie der gesamte Heckabschluss inklusive Rücklicht und Blinker und doch stehe ich in der Pflicht sie durch möglichst kostengünstige und trotzdem Stil sichere Alternativen zu ersetzen, will ich das Projekt später legal auf der Straße bewegen. Ein beständiger Kreislauf des Ab- und Anschraubens, der den Schrauber nicht nur auf der geistigen Ebene in Bewegung hält.
Geht es um das Abschrauben von Teilen, habe ich mich immer schon eher großzügig Radikal gegeben. Und wer mit dem Gedanken spielt einer GPZ eine neue Gestalt zu verleihen, darf an dieser Stelle keine Skrupel zeigen. Was bleibt? Im meinem Fall ein klassischer Rohrrahmen, der Motor, die Vergaserbatterie, die Schwinge mit Federbein und möglicherweise die Räder. Der große Rest dürfte Geschichte sein.
Nun könnte man annehmen, dass ich mich als eine Art kreativer Künstler verstehe, für den die anschließende Straßentauglichkeit seines Werks keine besondere Rolle spielt. Tatsächlich betrachte ich ein motorisiertes Fahrzeug jedoch vor allem als ein Gerät der Fortbewegung, mit dem man "legal" am Straßenverkehr teilnimmt. Der Gedanke ein bloßes Kunstwerk auf die Räder zu stellen und damit das grundlegende Wesen der freien Bewegung zum Stillstand zu verurteilen, käme mir bereits auf der imaginären Gedankenebene nicht in den Sinn. Auf der praktischen Ebene wäre mir mein Wohnzimmer dafür zu klein und der zu leistende Aufwand zu hoch. Und auch der von vielen heute als sportliche Herausforderung gesehene Versuch die an sich klaren Regeln der Zulassungsbehörden in ihrem Sinne zu dehnen und zu beugen, hat für mich schon vor 30 Jahren an Reiz verloren.
Bei dem Versuch, den Rahmen in eine mir gefällige Form zu bringen und ihn dabei gleichzeitig von allem überflüssigen Ballast zu befreien, wurde also immer auch ein Auge auf die Legalität der vorgenommenen Arbeiten gerichtet. Die Tatsache, dass das gesamte Rahmenheck als Hilfsrahmen ausgelegt ist, dürfte es relativ einfach machen den lieblos gefertigten Heckabschluss auf einfachstem Wege in eine ästhetisch ansprechende Form zu bringen.
Mit einem Rundbogen im Heck dürfte die Linie bereits um einiges dynamischer aussehen. Das entfernen aller nicht mehr benötigten Haltepunkte geht danach relativ locker von der Hand. Da die für diese Halterungen vorgesehenen Anbauteile bereits auf dem Müll liegen, werden auch die Haltpunkte nicht mehr benötigt. Was nicht einem neuen Zweck, wie zum Beispiel der Aufnahme von Blinkern zugeführt werden kann, trennt die Flex mit behutsam geführten Schnitt konsequent vom Rahmen. Angesichts der seidig schimmernden Metalloberfläche, die dabei ans Licht tritt, fällt die Entscheidung das Ganze im Rohzustand zu belassen. Damit hat sich nicht nur Frage nach der Farbe erledigt, auch der Wahl und der möglichen Bearbeitung aller neuen Anbauteile wird damit eine, in der Folge klar zu beachtende Richtung vorgegeben.

Text und Fotos: Gasolin Alley Garage