06. Juni

Das Dorf Colombey-les-deux-Églises lebt deutlich bzw. ausschließlich vom Ruhm seines ehemaligen Bewohners de Gaulle. Es hat mehr Hotels als z.B. Joinville und das ist schon eine größere Kleinstadt. Die Hotels sind am Wochenende ausgebucht und ich hatte Glück noch ein Zimmer zu bekommen. Der Rezeptionist fragt ob ich denn heute Abend auch hier Essen möchte. Ich verneinte, bin ja nicht wahnsinnig. Gegen sieben machte mich auf den Weg. Die Parkplätze vor den Hotels waren voll, ich sah das Schild eines Bistros, dass wie sich herausstellte abends geschlossen hat. Ich ging weiter durch die leeren Straßen und fand noch das Petit Restaurant geschlossen vor. Meine Vorstellung von einem preiswerten Abendessen schwanden. Wobei, es war schon sehr vernünftig die Bistros abends zu schließen, denn außer mir war definitiv niemand auf der Straße. Letztendlich blieben die Restaurants der drei großen Hotels. Zwei boten ausschließlich Menüs an, also zog es mich reumütig in mein Hotel zurück.
Kleiner Salat, Lotte auf Gemüse etwas Wein und Wasser... frag nicht. Und es war richtig gut. Der Wermutstropfen waren die zwei älteren Ehepaare aus dem zentralem Schwabenländle, die mit der Kellnerin zwar hervorragendes französisch sprachen, aber wenn die miteinander sprachen... Wäre der Seeteufel nicht filitiert gewesen, er hätte die Flucht ergriffen. Was dem Italiener die Antipasti, Primi Piatti und Secundo Piatto sind, ist dem Franzosen das Dessert. Und ich werde regelmäßig völlig desorientiert angesehen, wenn ich es rigeros ablehne. Da sind mir Primi und Secundo deutlich lieber. Allerdings wollte ich schon immer mal einen wirklich guten Calvados probieren undCalvados wenn nicht in Frankreich wo dann? Also machte ich der Bedienung die Freude und bestellte einen Calvados, den sie mir ausgesprochen kunstvoll in einen Schwenker goss, was mir auch gewisse Sorgen bereitete.
Wie Öl hinterließ die Flüssigkeit ihre Spuren auf dem Glas. Und jemand mit mehr Ahnung, hätte noch die Apfelsorte rausgerochen. Auf der Zunge und auf dem Gaumen noch Apfelgeschmack, entwickelte sich das wärmende aber nicht brennende Feuer erst in der Kehle und wandert angenehm durch den Körper und hinterlässt eine Vorfreude auf den nächsten kleinen Schluck.
Lange Rede kurzer.... ich hab mal ein Foto gemacht und wenn mir jemand im nächsten Leben mal eine Freude machen will...
Am nächsten Tag, sprich gestern, am Sonntag auf dem Weg nach Clairvaux kam mir auf der Landstraße ein weißer Kastenwagen entgegen. Ein hupen, ein gegenseitiges Winken, der Verkaufsfahrer vom Vortag. Eine kurze und nette Begegnung.
Clairvaux habe ich nicht nur trocken erreicht es kam sogar die Sonne gelegentlich durch. Aus dem Jakobspilger Frank HoppeGrunde ein Superselfie mit zusammen gekniffenen Sonnenstrahl Augen.
Es sind wärmere Gefilde erreicht. Das merkst du, wenn du selbst nach mehreren Tagen Schlechtwetter nur ein T-Shirt brauchts, wenn in fast jedem Vorgarten Stechpalmen stehen und wenn die Hotels nur noch elektrische Notheizungen haben.
Clairvaux ist nach dem Gründer der hier ansässigen Abtei benannt. Bernhard von Clairvaux war ein Fanatiker, der es ähnlich wie Göbels verstand Menschenmassen zu mobilisieren und zu begeistern. So folgten etliche seinem Ruf zum 2. Kreuzzug. In Vézelay, am 31.März 1146, als sich um ihn und Ludwig VII. ca. 100.000 Kämpfer versammelt hatten, predigte er vor ihnen. Hier ein kurzer Auszug: "Wenn sich dein Vater auf die Schwelle legte, wenn deine Mutter dir die Brust zeigte, die dich genährt, so steige über deinen Vater hinweg, tritt deine Mutter mit Füßen und folge trocknen Auges dem Kreuzesbanner nach. Hier für Christus grausam sein, ist die höchste Stufe der Seligkeit." Tja und wenn sie nun das Kreuzbanner durch z.B. den Halbmond und Christus durch Mohamed ersetzen, können die Hassprediger unserer Zeit die Rede eins zu eins übernehmen.
In ca. 10 - 14 Tagen bin ich auch in Vézelay. Ich freue mich sehr, weil es eine sehr geschichtsträchtige Stadt ist. Richard Löwenherz war dort und....

Die Abteigebäude von Clairvaux sind bereits seit 1791 ein Gefängnis und heute ein Zentrum des Strafvollzug Clairvaux französischen Strafvollzugs. Hier das Hotel ist direkt neben den Klostermauern und den unmittelbar dahinter liegenden Gefängnissmauern und Türme. Ich bin wirklich froh, dass ich ein Zimmer zur anderen Seite habe.
Ansonsten ist hier nix, gar nix. Stimmt nicht es gibt freundliche Menschen und.... Ich könnte mich so aufregen, ich rege mich auf, ich bin gaaanz gelassen, OMMMM....
Die Männer von Walkabout sind wirklich klasse! Ich schreibe eine Nachricht: Alles nass, brauche....! Keine 10 Minuten später kommt die Antwort: Alles klar geht morgen raus, wohin?! Sowas ist Mega Service! Ich antworte Postlagernd/poste restante, Ort, Land. Kam am anderen Mittag die Mitteilung: Ohne komplette Adresse nehmen die kein Paket an! Ich frage ich Dich, ja Dich: Welcher Paketdienst weiß nicht, in welcher Straße das Postamt seiner Stadt ist? OOOMMM... Wie blöd kann man sein. Das Problem sind diese Postboutiquen und Postkioske. Da wird eine Zigaretten- und Zeitungsverkäuferin, in einem Wochenendkurs zur Paketannehmerin angelernt. Was kann man da lernen? Anderthalb Tage wird darauf verwendet den Scanner zu erklären, fast der gesamte Rest geht für Kaffee- und Zigarettenpausen drauf, bleiben noch 10 Minuten für das Adressfeld: Oben Name, Mitte Straße, Unten Ort und Postleitzahl. Wenn alle Reihen ausgefüllt sind, gutes Paket, guter Kunde! Wenn eine Reihe ein Lücke aufweist Kunde nach Hause schicken. Boah, was ich da selbst schon erlebt habe. 18.55 h schweres Paket zu Mc Paper, Scanen, klappt nicht, Verkäuferin wird unruhig in 4 Minuten Feierabend, 19.05 h und zehn Versuche später: Nein, das funktioniert nicht, da ist irgendwas falsch. Ich: Okay, aber... Das Paket bleibt hier, damit ist nämlich nix falsch. Es reicht, wenn ich morgen noch mal vorbei kommen muss. Ich vertraue ihnen, schönen Feierabend! Am anderen Morgen: Guten Morgen, da müsste ein Paket stehen, das funktionierte Gestern nicht. Piep (der Scanner) 5.99 €, jaaaa die kann das noch nicht so... Ja ist das denn mein Problem? Ja dazu wird es gemacht, zu meinem Problem. Denn der Inhaber, der nur Mindestenlohn zahlt kommt ja nicht zu mir nach Hause und sagt soo Herr Hoppe hier ihre Quittung, nee ich muss zwei mal dahin laufen. Und jetzt lieg ich hier in diesem überteuerten Hotel auf dem Bett und ärgere mich. Anstatt, dass das Paket gemütlich bei irgendeiner Post auf mich wartet.
Mir fällt da gerade die Ültjes-Erdnuss-Werbung ein: Jetzt steh ich schon seit Tagen und singe hier mein Lied... Hihihi.
Naja, wer weiß wozu es gut... Super Spruch aber letztlich weiß keiner, welchen Schicksalsschlägen er bereits entkommen ist, dadurch das sich etwas gegen seinen Willen verzögert hat. Also entspanne ich mich und gehe was essen. Ich freue mich, weil ich seit vorgestern Abend nur Brot und Käse gegessen habe. Das Restaurant hatte gestern Abend zu. Essen war lecker und ich habe einen Erdnuss-Ohrwurm. Auf der nächsten Tour, wann auch immer sie sein mag, erreiche ich die Weinberge der Champagne.