Auf dem Weg

Frank Hoppe, Natur- und Landschaftsführer.
Nachdem ich vom 01.Mai bis zum 22. September 2016 von Wuppertal, nach Santiago de Compostela und darüber hinaus gelaufen bin, bearbeite ich nachfolgenden, geblogten Reisebericht um ihn in Buchform zu bringen. Darüber hinaus werde ich diese Plattform nutzen, um weiterhin über meine Freizeitaktivitäten in der Natur zu berichten und wissenswertes weiterzugeben. Schaut hin und wieder mal rein, oder gebt der Facebook-Seite "Wandern-in-und-um-Wuppertal" ein Gefällt mir. Dann bekommt Ihr automatisch Bescheid, wenn es etwas Neues gibt!
Kreuzbergkapelle NeuergurgGestern war der Weg ein überschaubarer. Es begann knackig auf dem Kreuzweg. Die hier in der Eifel haben schon die Möglichkeiten die Anstrengungen Jesus authentisch nachzustellen. Und diese Möglichkeiten nutzen sie bis zu letzten aus. Am Ende stand die barocke Kreuzbergkapelle vom Anfang des 18. Jahrhunderts im Sonnenlicht.
Dann gibt es auf dem Weg nach Nusbaum noch die vielleicht 300 Jahre alte Stieleiche namens "Kreijschkoos". Zur ihr gingen die Frauen wenn ihre Schreikinder das Kreischen nicht sein lassen wollten oder konnten.Kreijschkoos Stieleiche
Der Rest war auch heute wieder laufen und gucken. Einen Großteil des Weges gings an der Enz entlang und dann über die Nusbaumer Höhen. Im Anschluss noch ein paar Landschaftsfotos.
Heute werde ich nach einem letzten Aufstieg zu Anfang, die Höhen der Eifel verlassen. Aber es erwartet mich noch Spannendes. Auf dem Ferschweiler Plateau soll sich die Wikingerburg aus dem 11. Jahrhundert v. Chr. befinden. Zudem befindet sich dort das Fraubillenkreuz, ein Menhir aus der Jungsteinzeit. Ich bin sehr gespannt und wünsche allen ein gesegnetes Pfingstfest! Lass Euch vom Heiligen Geist beseelen, denn Schaden kann das nicht! Und wer das gar nicht mag, hat einfach ein paar schöne Tage!

Als ich am Dienstag in Prüm los bin, hat es etwas genieselt, so leicht, dass das Regencape noch nicht zum Einsatz kam. Es hörte auch bald auf und der Weg verlief unspektakulär. Auffällig war, als ich den ersten Berg oben war, die ungewöhnlich großen Mengen an Bärlauch. Kurz vor Rommersheim ballte es sich wieder zusammen und ich konnte mich noch soeben in die Kirche retten um dort dem Regencape zu seiner Prämiere zu verhelfen.
Bärlauch Allium ursinumAuch im weiteren Verlauf, riss das Bärlauchvorkommen nicht ab. Fußballfeld groß und nicht nur ein Fußballfeld. Der ganze Wald war erfüllt von einem schier unglaublichem Knoblaucharoma. Pflanzen sind nicht selten ein Bodenindikator, was mir erst wieder in den Sinn kam, als der erste Löwenzahn seit Kilometern zu sehen war. Nicht ein Löwenzahn die letzten Kilometer, obwohl gerade Löwenzahn Zeit ist.
Es ist nun so, dass dieses Tal durch das ich da gegangen bin, über ein extrem hohes Bärlauchvorkommen, das ist nun bekannt, über eine sehr hohe Konzentration an Orchideen sowie über Herbstzeitlose verfügt. Und das sind Pflanzen die einen Nährstoff armen und idealerweise Kalk haltigen Boden benötigen. Im Gegensatz zum Löwenzahn, der Nährstoff reichen, fetten Boden bevorzugt. Jeder Milchbauer freut sich über gelbe Weiden, okay die deren Milchkühe noch eine Weide zu sehen bekommen.
Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich ein Familienunternehmen in Sachen Bärlauch gründen. Bärlauchbutter, Bärlauchmargarine, Bärlauchpesto, Bärlauchsalz, Wildkräuterpesto mit Bärlauch, Bärlauchschnaps! Ich weiß schließlich jetzt wo er wächst!
Übrigens: Eine rot schimmernde Wiese mag der Bauer gar nicht. Rot sind die Blüten des Sauerampfers und der ist ein Indikator für saure Böden.

Die bisher genutzte Ausrüstung hat allen Anforderungen standgehalten.
Angefangen bei den Schuhen: Ich war anfänglich etwas skeptisch was die Marke angeht, Jack Wolfskin ich habe bisher immer Meindl getragen... aber sie sind eingelaufen, fest am Fuß, Wanderausrüsfjngwasserdicht und nicht zu schwer. Gute Wegbegleiter! Mein Rucksack ist der Alpina von Lowe. Mit 75+20 Liter ein sehr gutes Volumen mit einem hervorragenden Tragekomfort. Der Regenschutz ist bisher wasserdicht. Das Cape übrigens auch. Es ist zwar kein ausgewiesenes Rucksackcape, geht aber soweit über den Rucksack, sodass Schultergurt und sonstige ungeschützte Stellen trocken bleiben. Der Spirituskocher von Trangria kocht und das auch bei starken Wind. Dem Kocher fehlt nur eine Dichtung, mit der ich den überschüssigen Spiritus nicht immer zurück in die Flasche schütten müsste. Eine SMS an Dirk von Walkabout in Bochum und keine 24 Stunden später war das Teil unterwegs. Toller Service!!

Nun habe ich mich deshalb mit den o.g. Dingen beschäftigt, weil die Orte in denen ich war, für mich keine besonderen Höhepunkte darstellten, außer, dass sie Etappen auf meinem Weg und aus diesem Grunde unverzichtbar waren.
Wer aber ein schönes Wochenende verbringen möchte, kann die Ortschaften Schönecken und Waxweiler getrost vergessen. Bisher waren Blankenheim, Kronenburg und das heute erreichte Neuerburg eine Übernachtung wert.
Panzersperren in der EifelHeute führte mich mein Weg von Ormont nach Prüm. Was die Römer die Tage zuvor waren, ist der 2. Weltkrieg und was danach kam heutiges Thema gewesen.
Kurz hinter Ormont kam ich an mehreren mit Gras bewachsenen drei Meter hohen, ca. sieben Meter breiten Wällen vorbei, die vorgaben Erdwälle zu sein, wenn nicht an verschiedenen Stellen Stahlbeton zu sehen gewesen wär. Panzersperren, die noch in der gleichen Anordnung stehen, wie vor über 60 Jahren. Nun haben sie, wie wir wissen nicht wirklich was genutzt...
Einige Kilometer weiter, kam ich an der aufgegebenen "Prüm Air Station" vorbei. Prüm Air StationÜberbleibsel des kalten Krieges.
Und zu Letzt der Kalvarienberg, der bereits zu Prüm gehört. Der Kalvarienberg beherbergte eine unterirdische Bunkeranlage der Wehrmacht mit extrem vielen Stollen. Diese wurde im Anschluss von der französischen Besatzungsmacht als Munitionslager genutzt. Als am 15.07.1949 ein Feuer ausbrach, dass nicht gelöscht werden konnte, explodierten 500 Tonnen Munition. Diese Explosion hinterließ einen 20 Meter tiefen Krater, 12 Tote, 15 Verletzte und wieder, kurz nach dem Krieg 1000 Obdachlose.

Der Weg an sich war von atemberaubender Schönheit. Dafür muss natürlich was getan werden. Also das es in der Eifel rauf und runter und wieder rauf geht ist klar und das bedarf auch keiner Erwähnung, denkt die Autorin des Wanderführers. Ihr kennt das von den Verkehrsnachrichten am Montagmorgen. Ihr steht in einem Stau, nix geht mehr, aber da er noch keine 5 km lang ist, findet er keine Erwähnung. So ist das auch bei der Autorin. Schneider HöhenwegIch sitze klitsch nass geschwitzt auf einer Bank, nutze die Zeit um mir die Beschreibung des kommenden Wegs durchzulesen. "Auf den letzten Kilometer nach Prüm, haben Sie noch drei knackige Steigungen zu bewältigen." Hallo, und was war das gerade? Und dann stand ich vor der ersten und dachte, dass steiler nur noch senkrecht sein kann. Mein lieber Herr Vatter... Damit ich nicht alle 5 Meter stehen blieb, habe ich Schritte gezählt. Mindestens 20 und das eine oder andere Mal, konnte ich mich auf 30 hochpeitschen. Als ich in Prüm ankam habe ich mir Franz Brandwein gekauft.
Von Dahlem ging es am Sonntag Morgen über Kronenberg nach Ormont.
Kronenburg ist ein sehr schönes Städtchen, mit ganz toll erhaltenen mittelalterlichen Ortskern sowie einer Burgruine. Weiterhin war auch dieser Tag von diversen Auf- und Abstiegen geprägt.
Teilweise führte der Weg auf der alten Römerstraße durch den Wald, die von den Römern bereits vor 2000 Jahren angelegt wurde.
Kronenburg in der EifelRömerstraße bei Dahlem
Meine Empfehlung für Blankenheim: Das Hotel Schlossblick. 3 Sterne, Sauna, Schwimmbad aber 3 Preiskategorie für jeden Geldbeutel. Das Frühstücksbuffet erstklassig. Veganer Aufstrich, vegetarische Wurst. Frisch auf Wunsch hergestellte Spiegel- oder Rühreier. Der Knaller: Beim Einchecken bekommt der Wanderer neben dem Schlüssel, ein Päckchen Gehwohl-Fußcreme.
Heute früh begann die Etappe direkt vor der Türe des Hotels (immer an den Genitiv denken), mit den Worten der Reiseführer-Autorin:"Die Etappe beginnt mit einem knackigen Aufstieg zum Russenkreuz. Lassen sie die Jacke aus, wenn sie oben angekommen sind, ist das frische T-Shirt durchgeschwitzt.
Das war es und das erste was mich begrüßte waren zwei Trampeltiere (Zweihöckrige Kamele). Nach dem knackigen Aufstieg, ging es recht schnell wieder runter zum Nonnenbach.
NonnenbachEs ist heute nicht mehr zu recherchieren, wer die Nonnen waren die splitternackt...äh das geht besser. ...wer die sehr jungen Nonnen waren die dort splitternackt im Bach laut kichernd...wer die sehr jungen, splitternackten Nonnen waren die im Bach mit hüpfenden Brüsten, nur mit einem roten Käppchen bekleidet ihrem Vergnügen frönten, als ein Wolf, bekleidet mit einem eckigen Kassengestell und einem Trenchcoat des Weges kam und sagte: "Mrrh Schäätzelein...!
Sie lief sich gut, diese erste klassische Eifeletappe. Mit drei extremen Aufstiegen und entsprechend tollen Aussichten, teilweise bis zur Hohen Acht, die ca. 40 km entfernt war. Es war die erste Etappe, die ich ohne Fuß-, Hüft- oder Schulterprobleme bewältigt habe. Erschöpft aber sehr zufrieden, kam ich bei Frau Ulrich, der Pensionswirtin an, bei der ich am Morgen ein Zimmer reserviert hatte.
Das Wetter ist toll, bis 27 Grad sagte der Wetterbericht. Schauer und Gewitter erst ab Montag. Lass mich überraschen.