Die Nacht war okay, allerdings wieder früh zu Ende. Der Wecker der Italiener piepte um 5.30 h. Dieses Mal war ich richtig wach und im Nebenraum, schnarchte es noch ganz furchtbar, sodass ich mich auch einfach mal fertig gemacht habe. Um sage und schreibe 7.00 h war ich auf der Piste. Es dämmerte so eben, ich frage mich, wie die die eine Stunde eher gegangen sind überhaupt einen Pfeil sehen konnten.
Erstmalig hatte "Im Frühtau Zu Berge" eine gewisse Realitätsnähe. Wenn ich das um zehn geträllert Camino Primitivohabe, kam es mir immer irgendwie falsch vor. Der Camino verlief vorwiegend über kleine, zum Teil sehr alte Wege und Pfade, sodass sich gut vorzustellen war, wie hier vor 1.100 Jahren König Alfonso II. von Austurien unterwegs war. Bis auf eine kleine Steigung schlängelte er sich fast ebenerdig durch die vorhanden Täler.
Bereits um zehn Uhr war ich in Gardo. Die Herberge öffnet Mittags um eins. In der Stadt war großer Markt und es gab wieder viel zu sehen.
Aus gegebenen Anlass möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich mit keinem Wort gesagt habe , dass Pater Ernesto aus Güemes ein Sektenführer ist. Ich habe geschrieben, bzw. wollte zum Ausdrucken bringen, wie schnell ein Guru, ein Sektenführer von unreifen Menschen gemacht wird. Pater Ernesto, der zuletzt katholischer Gemeindepfarrer war, liegt mit Sicherheit nichts ferner als eine Sekte zu gründen. Spendenüberschüsse fließen, wenn ich es mit meinem Basisenglisch richtig verstanden habe, in Wasserprojekte in Südamerika und Afrika. Sooo!

Wochenmarkt in Gardo Die Herberge hier in Gardo ist gerade mal zwei Monate alt. Leider immer noch engestellte acht Etagenbetten, sprich sechzehn Plätze, die um 14.00 vergebens waren und Pilger wieder gegeschickt wurden. Ansonsten tolle Räume. Heidi, die Deutsch, Englisch und Spanisch sprechende Hauptverantwortliche aus Norwegen, hat Hilfe von Rowan und Margarete. Rowan ist in Südafrika geboren und lebt mit seiner Frau Margarete in Australien. Beide sind zum vierten Mal in Spanien, sind drei Mal den Camino Francés gelaufen, verbringen jetzt sechs Wochen in Spanien und helfen davon zwei Wochen als Hospilieros aus, um danach weiter nach Santiago de Compostela zu laufen.
Von 17 bis 18 Uhr ist Happy Hour. Es stehen Kekse, Chips und Nüsse, neben Kaffee und Tee auf dem Tisch und alle sind eingeladen sich kennenzulernen. Auch mal nett!
Habe ich mich im Übrigen bereits über Schachtelhalm, auch sogenanntes Zinnkraut ausgelassen?
Es gehört zu den wenigen Arten, deren Genstruktur sich Millonen von Jahren nicht verändert hat. Schachtelhalm Equisetum arvenseSo wie der Schachtelhalm heute aussieht, so sah er bereits vor 400 Millionen Jahren aus nur zehn Mal so groß, soll heißen: Heute so zwischen 70 und 100 cm groß, damals bis zu zehn Meter. Er hat von damals eine Verwandte aus dem Tierreich, die Vogelspinne, deren Unterschied zu vor 400 Millionen Jahren ebenfalls nur die Größe ausmacht. Heute 7 bis 10 cm, damals ein Meter. Da hat so mancher Saurier das Grausen bekommen.
Zinnkraut deshalb, weil man damit auch seine angelaufene Zinnbecher und andere Dinge aus Zinn polieren kann.

Für morgen ist bei mir noch eine weitere kurze Etappe geplant, sodass sich die Herbergsengpässe etwas entzerrt haben dürften. Abgesehen davon habe ich morgen neben den ersten, direkt an der Haustüre beginnenden 300 Höhenmeter, meine ersten 600 Höhenmeter am Stück. Zuzüglich ein paar unwesentlichen Steigungen werden das morgen 1.000 Höhenmeter, da muss man es nun nicht übertreiben.