Heute habe ich Kantabrien verlassen und das Königreich Austurien betreten, in dem ich mich die nächsten 270 km aufhalten werde, um dann in Galicien einzuwandern. Es war eine anstrengende und warme Inlandsetappe. Insgesamt 350 Höhenmeter in drei Abschnitten.
Die angestrebte Pilgerherberge in Pendueles war leider unmittelbar vor mir voll. Zum Glück hatte die Pilgerpension im Ort noch ein Zimmer frei. Weitere 12 km hätte ich mir für heute nur schwer vorstellen können. Und einen Morgen nicht von Tütengeknister geweckt zu werden ist auch mal schön.
Es gibt zwei offizielle Möglichkeiten vom Camino del Norte auf den südlich, parallel verlaufenden Camino de Francés zu gelangen, um von dort aus den Rest des Weges nach Santiago de Compostela zu laufen. Nun weiß ich seit kurzem, das die in 50 km vor mir liegende Abzweigung der Biskaya und Llanes im KüstennebelCamino Primitivo ist, den man über den Camino del Norte erreichen kann, wenn man nicht bis Oviedo fliegen oder mit dem Zug fahren will. Und die zweite Möglichkeit ist die, die zum Camino del Norte gehört.
Seit einigen Tagen liebäugele ich mit dem Gedanken den Camino Primitivo in die engere Wahl zu ziehen.
Was sagt man im nach: Er ist der älteste Jakobsweg, er ist sehr ursprünglich, Landschaftlich einmalig, nicht überlaufen und sehr anspruchsvoll. Das Anspruchsvolle hat mich bisher eher abgeschreckt, alles andere sehr gereizt. Vorgestern wurde ich angesprochen, ob ich auch den Camino Primitivo gehen würde und der wäre so toll und nicht wesentlich anstrengender als der Camino del Norte bei San Sebastian. Und gestern habe ich, wie bereits erwähnt keine Herberge bekommen und bin wie erwähnt in ein Pensionszimmer ausgewichen und die Zimmer haben die Namen der bekannten Caminos. Muss ich noch erwähnen, dass mein Zimmer Camino Primitivo hieß? Wer solche Zeichen unbeachtet lässt, ist ein Ignorant. Ich habe mir eine entsprechende App runtergeladen, da ich nun nicht mehr anders an einen Wanderführer drankomme. Die zusätzlichen Kilometer werde ich mit dem Bus kompensieren, denn seit kurzem habe ich dann doch ein Zeitlimit, was besagt, dass ich idealerweise am 09.09. aber spätestens am 10.09. in Santiago bin, weil ich mich dort mit Carina treffe um mit ihr den Rest des Weges nach Finisterre zusammen zu laufen.
Ja, der Weg verläuft teilweise auf 1.200 Höhenmeter, aber im Gegensatz zum Küstenweg, geht es nicht immer wieder auf Null runter und fast senkrecht wieder rauf. Hier wird es Etappen geben, an denen es den ganzen Tag Bergauf geht. Allerdings wird dieses Niveau dann für zwei bis drei Tage gehalten. Die Herbergen kosten nur ein Bruchteil, was auch nicht unwichtig ist. Und ganz wesentlich, es gibt Plätze, weil hier das Pilgeraufkommen nahezu stabil ist. Glauben wir es mal.
Ich kam heute an meinem Etappenziel Llanes an. Ein ganz furchtbarer Touristenort. Fünf Herbergen, teilweise über siebzig Plätze, alles ausgebucht. Aber nicht weil so viele Pilger unterwegs sind, das sind sie auch aber entscheidend ist, dass es alle privat geführten Herbergen sind, die mit Reservierungen arbeiten und nehmen was kommt. Wobei die öffentlichen Pilgerherbergen nur Pilger, mit entsprechender Legitimation aufnehmen.
Einen Ort weiter, kleiner Ort, kleine Herberge, haben sie reserviert? Surfbretter im Garten, keine Pilger. Ende August wird es besser, dann sind in Spanien und Frankreich und und in den meisten anderen Ländern auch die Ferien zu Ende. Hilft mir jetzt nicht wirklich und in den Bergen wird eher nicht gesurft und gebadet. Also Primitivo! Mit dem Name gibt es auch einen leckeren Italienischen Rotwein.
In den Ort in dem ich jetzt bin, Celorio, gibt es laut Wanderführer keine Herbergen, aber bereits 2 km vorher lockte mich ein Schild, das mich sogar einen Umweg hat machen lassen, nur damit ich vor einem zwei Sterne Hotel stehen blieb. Ich habe mich schon etwas geärgert, aber trotz allem nachgefragt. Zum Glück! Das Hotel hat im gegenüberliegenden Wohnhaus die obere Etage umgebaut und vermietet Zweibettzimmer an Pilger für 15,00 Euro pro Bett. Das heißt, wenn ich gleich in mein Zimmer komme, kann es sein, dass das zweite Bett auch belegt ist. Ja ne ist klar! Eure Phantasien möchte ich nicht haben!
Ganz eigenartiges Wetter war heute. Ozeanwetter? Es war neblig heute früh, okay kann ja mal. Biskaya und Llanes im KüstennebelSpäter klarte es auf und es wurde sehr heiß, als ich der Küste wieder näher kam, sah ich, dass die gesamte Küsten im Nebel lag. Und durch Llanes zogen, je nach Wind ganz vereinzelt, bei tollen Wetter Nebelschwaden durch die Gassen. Als ich weiter ging, schien von links die Sonne, total warm und von rechts kamen diese kühle Schwaden, die den Körper einseitig abkühlten. Erstmalig in fünfundfünfzig Jahren.
Tja und das war es auch für gestern und die heute. Tolle Wege und jedesmal Kämpfe um Preisgünstige Schlafplätze.