Mädcheninternat InnenhofDie genannte Herberge hatte offene Türen und keinen Herbergsvater, auch keine Mutter. Ein riesiges Gebäude, das wie ich am nächsten Tag erfuhr, ein bischöfliches, von Nonnen geführtes Mädcheninternat war.
Raul der private Betreiber der Herberge war nicht aufzutreiben und ich nahm eins der freien Betten in Beschlag. Ein Schild, bitte nicht in Schlafsäcken ins Bett. Ein anderer Pilger zeigte mir die Schublade, aus der er für die anderen die Bettwäsche nahm. Super! Nachdem ich noch ein Häppchen in der Kneipe nebenan gegessen habe, habe ich geschlafen wie ein Baby.
Am anderen Morgen, gestern früh, war ich für die 40 km vom Vortag, sehr fit. Aber das eine und andere ziehen in den Gelenken sagte mir, dass wir ein Pensum von cirka 17 km am Tag haben und wir gestern doch für mehr als zwei Tage gelaufen sind. So habe ich bei Raul für zwei Nächte gebucht.
Einen Kilometer zum Strand mit Strandbar, die bereits morgens um 9.00 h geöffnet hatte, sodass Mädcheninternat Bibliothekich bei einem Tee die Pilgermasssen an mir vorbei rauschen lassen konnte. Es ist schwer beeindruckend was da so alles unterwegs ist. Die schnellen, frühen vorne weg, die ganz jungen, die durchschnittlichen, die die sich bereits morgens um 9.00 h nur humpelnd vorwärts bewegen, die Unsicheren, die trotz aller gelben Pfeile alle zwanzig Meter auf ihr Navi starren, die Alten denen ich wünsche, dass der natürliche Tod noch 500 km auf sich warten lässt. Und innerhalb aller dieser Gruppen, die sich bestimmt noch erweitern lasssen, gibt es die Punker, die Spießer, die Stillen und die Lauten... Und alle diese Menschen vereint im... im Weg? ....im Ziel? Hier wird es vielleicht beides sein. Wobei sich die Frage stellt, wie wichtig den meisten das Grab des heiligen Jakobus tatsächlich ist?
In der großen Bibliothek, in der ersten Etage, saß ich einige Zeit des Tages, um in Ruhe schreiben zu können, zwischendurch ein Mittagsschläfchen, so habe ich erst ziemlich spät ein letztes Glas Wein in der Nachbarkneipe getrunken. Leise schlich ich in den Schlafraum, schon allein um das drei Monate alte Baby nicht zu wecken. Nicht auszudenken... Als ich dann gerade einschlafen wollte, kam eine Peryon, die die obere Etage meines Etagenbettes benutzt. Recht leise, recht zügig. Als ich gerade einschlafen wollte kam ein Dieter (erste Nacht in Never). Halbstündiges Mädcheninternat NotbettTütenrascheln, Röcheln, okay er war sehr erkältet. Röcheln, die zue Nase freiblasen, röcheln, böses Bronchialhusten, schnaufen hach. Ich: Hach! Lautes Gähnen, schnaufen hach. Ich: Hach! Lautes Gähnen Ich: Ist jetzt mal gut? Das Baby schlief zum Glück weiter, alle anderen nicht. lautes Gähnen! Ich: Bettzeug, Schlafsack, Wertsachentüte, raus aus dem Zimmer, dreimal nach rechts im Vorratsraum fand ich nicht nur Platz, sondern auch ein paar ausrangierten Polster. Super! Polster, Bettzeug drauf und ich in den Schlafsack.
Leider hat Raul, den ich sehr schätzen gelernt habe während des einen Tages, zuerst den Garten und zum späten Abend hin einen großen Raum für einen Kindergeburtstag freigegeben. Gegen 1.00 h, ich hatte es mir gerade in meinem Vorratsraum bequem gemacht und hatte bis dahin noch nicht geschlafen, schlugen die 10-jährigen entgültig über die Strenge und veranstalteten eine Treibjagd direkt über meinem Kopf. Um zwei wurde es wohl auch den spanischen Aufsichtspersonen zu bunt und es kehrte Ruhe ein. Als ich gerade einschlafen wollte, jawohl, höre ich Stimmen auf dem Flur, einige und nicht leise. Als es dann fast wieder ruhig war und nur noch zwei Stimmen leise flüsterten, kamen Schritte immer Näher an meine Schlafstätte, ich hatte die Türe aufgelassen. Was mache ich also, es war dunkel, in Deutschland hätte ich gesagt, nicht erschrecken. Hier habe ich, als der Kopf auf Türhöhe war, beschlossen zumindestens SORRY zu sagen. Ups, sie hob förmlich vom Boden ab, schlug mit der Schulter vor die hintere Wand des Flurs und ergriff die Flucht. Leise aber panisch atmend kam sie mit ihrer Schwester zurück. Nicht Licht an, Taschenlampe. Diesmal sagte ich, buenos noches! Sie erschraken abermals, machten dann aber das Licht an. Wir kannten uns bereits vom Tag und sie sagten mir, dass sie den Krawallbruder rausgeschmissen haben und fragten ob ich dortbleiben wollte. Ich sagte sehr gerne und schlief dann tatsächlich von drei bis halb sieben durch.
Raul sah nach mir und entschuldigte sich mehrfach. Ich machte mich erst gegen 9.00 h auf dem Ehemaliges Gefängnis von ComillasWeg und kam gegen zwölf in Comillas an. Es warteten bereits zwei Pilger darauf, dass die Herberge um 15.00 h öffnet.
Als es dann soweit war, war die Herberge bereits ausgebucht und die letzten mussten weiterziehen. Die Herberge ist ein ehemaliges Gefängnis aus dem Pilgerherberge kurz Öffnung19. Jahrhundert und gehört wohl zu den Rundgangs-Sehenswürdigkeiten der altertümlichen Stadt. Ständig kamen Leute mit Kameras vorbei und weil sie das Gefängnis nicht von innen fotografieren konnten, haben sie kurzerhand die Pilger fotografiert. Manchmal ist es schon lästig berühmt zu sein.
Die wechselnden Interesse. Während das junge Paar aus Köln den Rucksäcke mit den Worten, jetzt aber nichts wie an den Strand aufs Bett schmeißen, schlendere ich, die Lebensmitte erreicht, durch die Stadt zum Hafen. Schon wieder Ebbe, ob das symptomatisch ist? Ich mag die Ebbe! Zum einen wird so auch der Untergrund sichtbar. Und was ich ganz besonders mag, an einem Hafen während der Ebbe, ist das Aroma. Unverwechselbar, mischt sich das klare Aroma des Ozeans mit dem Geruch der Algen und der zum Teil verwesenden Fischen. Unvergleichlich echt!
Comillas HafenComillas Hafen 2